Wendische Götter
von Michael Pflanz


 
 
Inhaltsangabe
 Heimat und Glaube
 Götterkräfte
 Die wendischen Hauptgötter
 S v a r o g
 P e r u n
 V e l e s
 Spezielle russische Götter
 Regionale Götter an Elbe und Ostsee
 Regionale Lausitzer Götter
 Regionale Götter in Böhmen
 Weitere Gottheiten
 Götter der Unterwelt und Heroen der Vorzeit
 Naturgötter und -geister
 Fußnoten
 Schrifttum

   Kultstätte von Perun
      Kultstätte von Perun in Gestalt von Ringgräben mit Kultbildern in der
      Mitte südlich von Nowgorod am Ausfluß des Wolchow aus dem Ilmensee
      im 10. Jh. (heute Areal des Klosters von Peryn, Zerstörung durch den
      Nowgoroder Patriarchen Akim), vorbeiziehende Schiffer opfern dort
      noch immer Münzen.

 

Heimat und Glaube

Jakubowski schreibt
   Perun nach der Vorstellung eines Chronisten vom Ende des 17. Jh. (Prillwitzer Fälschung).
      Perun nach der Vor-
      stellung eines Chro-
      nisten vom Ende des
      17. Jh. (Prillwitzer
      Fälschung).
in seinem Werk über die alten Götter, daß alle Länder, die heute von slawischen Völkern bewohnt sind, auch vor vielen hundert Jahren von denselben Völkern bewohnt wurden, sich jedoch deren Namen mit ihrem Erscheinen auf der Bühne der Geschichte verschieden herausbildeten. Der Name der Slawen hat sich erst in dem Kampf unserer Vorfahren gegen die christlichen Missionare herausgebildet, deren Kreuzfahrerheere die Heiden als Sklaven, später abgeschliffen Slawen (griechisch: sclabenos - der Unfreie), betrachteten. Heute wird noch in den westlichen Gebieten, die früher christlich wurden, das Wort „Lewer dood as Slaw” gebraucht und meint, daß man lieber den Tod vorzöge, ehe man Knecht oder Sklawe würde (der kein Recht zur Ehe und damit zur Fortpflanzung hatte, um eine Überfremdung der eingeborenen Bevölkerung zu verhindern. - Anm. d. Red.). Die eigentlichen alten Bezeichnungen sind Stammesnamen, teilweise wurden auch diese umgewandelt, so wurden aus den Vandalen Wenden und dann wurde Wende und Slawe synonym gebraucht. Die Namen der Götter sind in den heutigen slawischen Sprachen oft gegenüber den ursprünglichen Namen verändert, indem griechisch-glagolithische Umwandlungen durch den Einfluß der von Ostrom ausgehenden orthodox-christlichen Kirche vorgenommen wurden, aber auch noch ostgermanische Reste erhalten blieben sowie persische und hunnische [vor allem von einer Gruppe ihrer Nachkommen, den Chasaren oder (Ost-)Juden - Anm. d. Red.] Einflüsse einer wechselhaften Geschichte sich in der Sprache niederschlugen. Weiteren ungünstigen Einfluß hatten die Schilderungen christlicher Missionare und die vielen Fälschungen der romantisierenden Zeit der Volkstumsforscher, die teilweise von Geschäftemachern und Lokalpatrioten mit Fehlinformationen versorgt wurden. 1828 gelangten so gefälschte Götterbilder angeblich slawischer Herkunft in Prillwitz durch die Gebrüder Sponholz auf den Markt. Einerseits gehen manche Beschreibungen von Göttern immer noch auf derartige Fälschungen zurück, andererseits kommen immer mehr echte Götterstatuen zutage, so wird der derzeit älteste Fund aus Friesack bei Neuruppin auf die zweite Hälfte des 6. Jh. datiert. Es handelt sich um eine schlanke Männerfigur aus Eichenholz mit einem Loch für einen aufsetzbaren Phallus.

Über die freie Zeit vor derVerchristung schreibt W. Syrokomla in seinem Werk „Das Honigglas”: „Vor Jahren, vor Jahrhunderten lebten dort, wo wir leben, Menschen wie wir, nur mit heißerem Herzen. Tapfer im Kriege, waren sie zueinander wie Brüder. Noch Götteranbeter, hatten sie einen lebendigen Glauben in der Brust und waren bereit, im Kampf um die Verteidigung ihrer Altäre zu sterben. Das Land, das wir heute mit Pflügen bearbeiten, ist übersät mit ihren Gräbern. In Gebirgen, Wäldern und am Meer, überall findet man ihre Hügelgräber, und aus ihren Gebeinen wächst eine Garbe Korn und da eine bunte Blume.”

Noch heute geschieht
 Hölzerne Kultfigur des 6. Jh., gefunden beim Burgwall Altfriesack, Kreis Neuruppin
Hölzerne Kultfigur      
des 6. Jh., gefunden
beim Burgwall Alt-
friesack, Kreis
Neuruppin.
es oft, daß Bauern im Herbst oder im Frühjahr beim Pflügen einen verbrannten Knochen herauspflügen und mit ihm ein Steinmesser oder einen kleinen Pfeil, manchmal auch einen bronzenen Ring, selten aber ein Bronze- oder Eisenschwert, ein Beil oder einen Spieß. Die damaligen Heiden waren weder Angreifer noch Eindringlinge, sondern liebten den Frieden und betrieben die Landwirtschaft. Mit dem Hakenpflug pflügten sie ihr Land, säten Gerste, Hafer und Roggen darauf, zermahlten die goldenen Körner in einer Handmühle, und die Hausfrau buk aus dem Mehl Brot und Kuchen  - nicht nur für die Familie, sondern auch für den Gast, der manchmal von weither kommend über die Schwelle des Hauses trat. Wenn ein Gast eintrat, wurde er willkommen geheißen, selbst wenn er ein Feind war, da man glaubte, wenn ein Gast im Hause sei, könne ein Gott im Hause weilen(da man wußte, daß unsere Götter uns in vielerlei Gestalt besuchen  - Anm. d. Red.), er wurde freudig bewirtet mit allem, was im Hause war. Die heidnischen Häuser standen immer offen. Auf dem mit einem Tuch bedeckten Tische standen Brot, Butter, Salz und Honig, und selbst wenn der müde Wanderer niemanden im Hause antraf, konnte er sich sättigen und seinen Durst stillen, ruhen, solange er wollte und ungehindert weiterziehen. In den „slawischen” Landen galten Gäste wie Götter, wie auch die vielen Legenden erzählen. Gelobt wurde diese Gastfreundschaft selbst von den deutsch-christlichen Chronisten des 11. und 12.Jh., die allen heidnischen Stämmen feindlich gesonnen waren.

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Götterkräfte

Die Wenden sahen in der Sonne, den Sternen, im Mond, in Feuer und Wasser, im Wind und in den Bäumen, Büschen und Pflanzen das Wirken vieler Wesen und verehrten sie (die Wesen, nicht die Sonne, den Mond usw.!, wie es meistens von Christen behauptet wird  - Anm. d. Red.). Die Volksmedizin mit ihrem Besprechen von Krankheiten und ihren Zaubersprüchen mit Hilfe von Feuer und Wasser ist die Widerspiegelung dieses alten Glaubens an die Kräfte in der Natur [gemeinst ist der Glaube an die Kräfte der (Lebe-)Wesen im Dies- und Jenseits (Hel). „Die Natur” ist eine materialistsche Begriffsbildung gegen die theistischen Weltsichten.  - Anm. d. Redaktion.]. An vielen Orten in den Wäldern, in reißenden Flüssen, in den Tiefen der Sümpfe, an Felsabhängen, in uralten Eichen, Buchen und Linden entdeckten sie die Geheimnisse des Wirkens der Götter und diese Entdeckungen erfüllten sie mit Befriedigung. Kobolde (wendisch: Kobelic), Waldgeister (Berstucken), darunter als Herr der Waldtiere Borovit (vit - weiß, licht, heilig), der als Hirte, Wolf, Uhu oder in der Gestalt anderer Waldtiere erscheinen kann, schützen die Pflanzen des Waldes und wie Borovit auch die Herden. Als Dreiender oder weidender Hirsch erscheint Gudi(i), halbmenschlich mit unterem Hunde- oder Pferdekörper Polkan. Lasdona beschützt die (Hasel)sträucher. Modeina und Ragaina sowie Kierpicz und sein Gehilfe Silinicz sind Waldgötter, denen das Moos heilig ist und auch geopfert wird. Ein weiterer Waldgott heißt Puschot (Puschet). In einem Hain bei Merseburg wurde der Waldgott Zwittibur (Zuttibur - rauher Waldgott) verehrt. Schrecken und Schönheit eines Sommergewitters mit den vielen Blitzen auf dem dunklen Hintergrund des bewölkten Himmels erfüllte sie mit Ehrfurcht vor der Macht Peruns, der die blendenden Blitzstrahlen schickt. Ein vom Blitz Getroffener wurde als glücklich angesehen, da das Himmelsfeuer ihn von allem reinigt. Der Tote, der in die von Veles beherrschte Unterwelt eingeht, wurde daher verbrannt, um ihn zu reinigen. Für das jenseitige Reich wurden alle notwendigen Werkzeuge, Speisen und Getränke mitverbrannt. An allen Feiertagen wurde der toten Ahnen mitgedacht und ihnen Opfer gebracht. Am Weihnachtsabend stellt man sogar heute noch in ganz Süd- und Westrußland eine Schüssel mit Kutja, d.h., gekochtem Weizen mit Honig und Mohn, auf eine Bank und steckt so viele Löffel in die Schüssel wie in der Familie Personen verstorben sind, nachts kommen die Toten zur Hütte und verzehren das für sie bereitgestellte Mahl. Zu Ostern legen die Bewohner dieser Gegenden bemalte Ostereier auf die Gräber verstorbener Kinder, damit sie damit spielen können, wenn sie zum Grab zurückkehren. Dieser Totenkult gibt ein Gefühl für Tradition, Heimatliebe, für Wahrheit und Schönheit und weckt in jedem wendischen Heiden brüderliche Stammesliebe, wenn die Weiden auf den alten Grabhügeln von dem Glauben der Vorväter vor vielen Jahrhunderten flüstern.

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   Noch bis in die Neuzeit opferte man auf den Opfersteinen, leistete an ihnen Schwüre und hielt das Wasser aus ihren Vertiefungen für heilkräftig.
      Noch bis in die Neuzeit opferte man auf den Opfersteinen, leistete an ihnen Schwüre und hielt
      das Wasser aus ihren Vertiefungen für heilkräftig.

 

Die wendischen Hauptgötter

In den heutigen slawischen Sprachen findet sich überall das Wort bog für Gott bzw. Gottheiten. Es stammt nach der Meinung aller Sprachforscher aus dem iranischen baga und ist mit dem altindischen bhaga im ursprünglichen Sinne „Verteiler des Reichtums” und „Spender des Guten” verwandt. Bhaga ist eine Anrufung von Indra bzw. Agni in der Rigveda, in altiranischen Texten wird Ahura Mazda als mathista bagánám, der höchste der Götter, bezeichnet, auch Ableitungen wie bagodata (von Gott geschaffen) und bagobakta (von Gott bestimmt) kommen vor. Die Bedeutung des slawischen Wortes bog findet sich noch in den tschechischen Worten bohat (reich), zbozi (Ware) und in den Verneinungen uboh, neboh (arm, elendig, armselig).

Vier Gottheiten sind wahrscheinlich die Hauptgötter im Heidentum Osteuropas: Svarog, Svarozic-Dazbo, Perun und Veles. Darüberhinaus werden auch noch ursprüngliche Zwillingsgötter entsprechend einem Fund auf der Fischerinsel bei Neubrandenburg vermutet.

Viele in den Quellen genannte Götter sind nur von lokaler oder zeitlich begrenzter Bedeutung, im Elbe-Ostseebereich sind dieses Svantovit, Rugievit, Porevit, Porenutius, Gerovit/Jarovit, Triglav, Prove, Ziva/Siva, Podaga, Pripegala und Cernobog. Zum östlichen Umkreis gehören Stribog, Mokos, Chors, Simargl, Trojan und vielleicht auch Rod und Pereplut.

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S v a r o g

Als Himmelsgott bzw. Gott des himmlischen Feuers ist Svarog anzusehen. Er ist der Schöpfer aller Dinge und sozialen Gesetze, der zur älteren Göttergeneration gehört und beispielsweise unter den Kiewer Göttern Waldemars nicht mehr auftaucht.(1) Der Name geht auf das indogermanische svar zurück, das sich schon in der Rigveda mit der Bedeutung Licht/Lichtfinder und strahlender Himmel findet, aber auch als altindisch svarga (Himmel) und iranisch hvar (Sonne). Das slawische Wort svar(iti), svor, bedeutet schwitzen (rumänisch: sfarog - überheitzen) und zeigt den Zusammenhang mit der Wärme des Feuers. Der spätere Name Dazbog/Da(j)bog leitet sich von dazd (gieb) ab und bezeichnet ihn als Spender alles Guten beziehungsweise von indogermanisch dag/altindisch dah brennen, nordisch dagr Tag und zeigt den Sonnengott als Herrscher des himmlischen Feuers, der Wärme für die Saaten bringt, an. Er hat auch den Beinamen Belbog als guter, lichter Gott von indogermanisch bhel weiß und entspricht damit dem nordgermanischen Baldur (eigentlich dem Yngvifreyr, von dem dann im Wotanskult Baldur lediglich abgeleitet worden ist.  - Anm. d. Red.) und dem keltischen Belenus. Weitere Beinamen sind Jutrbog und Gilbog. In der Kiewer Rus wurde Svarog als Spender des Lichtes und Dazbog als Spender des Lebens in der Natur angesprochen. Die Sonne, die die Erde im Frühjahr erwärmt, wurde Jarylo genannt, die Sonne als Spenderin der Lebenswärme aber Kupalo (vermutlich vom Beinamen des Eros, Cupido), Gott der Früchte. Daher hat das gleichnamige Erntefest Kupala/Kupalnizza seinen Namen. Als Svarozic (Dazbog) wird Svarogs Sohn dieser Vermittler und Spender.

   Kupala, das Sonnenwendfest, mit Überspringen des Feuers, rituellen Bädern und ausgelassenen Spielen.
      Kupala, das Sommersonnenwendfest, mit Überspringen des Feuers, rituellen Bädern und
      ausgelassenen Spielen.

Schon die byzantinische Chronik des Johannes Malalas aus dem Antiochien des 6. Jh. berichtet von diesem Gott, im 10. Jh. wurde sie im bulgarischen Preslav ins Slawische übersetzt, später im 12. Jh. den Ipatejev-Annalen (Povest vremennych let) in Rußland angegliedert. Hierin wird der griechische Hephaistos mit Svarog und Helios mit Dazbog verglichen. Russische Traktate des 11. und 12. Jahrhundert zeugen vom Kult des Svarozics als Sohn des Svarog. Der Name Svarozic ist ein Patronymikum, das den Vater vorgibt. Er steht mit dem Feuerkult im Zusammenhang und auch Thietmar von Merseburg und später Bruno von Querfurt berichten für den Elbraum von ihm. Thietmar beschreibt sein Heiligtum in Rhetra, Bruno identifiziert ihn in einem Brief an Heinrich II. mit dem Teufel (Zuarasiz diabolus). In den Ipatejev-Annalen von 980 wird Dazbog als Sohn Svarogs bei der Einführung seines Kultes durch Fürst Waldemar in Kiew genannt. Noch heute giebt es in der Ukraine das Sprichwort: „Sie lebten im Walde und beteten zu Kreis” (2) (die Sonne als brennender Ring oder Kreis gedacht). Noch im 12. Jahrhundert nennt das „Slovo o polku Igoreve” (Igorslied) Fürst Helgi (Oleg) und das ganze russische Volk die Enkel Dazbogs. Auch das Slovo (Wort) des Johannes Chrysostomos aus dem 14. Jahrhundert berichtet von der Verehrung Dazbogs neben Stribog und Pereplut, in serbischen Quellen kennt man ihn als Dabog. Der Berg Dajbog in Serbien und der dortige Dämon Daba haben wohl ihren Namen von ihm. In arabischen Berichten über den Sonnen- und Feuerkult wird er zu Bozic, der zu Weihnachten (siehe dazu Fußnote (2)  - Anm. d. Red.) im brennenden Stamm badnjak verehrt wird.

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P e r u n

Perun ist nicht nur der Gott des Sturmes, Donners und Blitzes, sondern erfüllt auch die Aufgaben des Kriegsgottes, anders als im Westen und Norden wird er in Rußland zum beherrschenden Gott auch der Fürsten, während anderswo Þorr (dt. Donar  - Anm. d. Red.) beziehungsweise Týr (dt. Thiu  - Anm. d. Red.) von Oðinn (dt. Wotan  - Anm. d. Red.) als Kriegsgott verdrängt wird. Die Nestorchronik berichtet vom Friedensschluß des Jahres 907 zwischen Helgi und den Griechen, dabei schwuren die Griechen auf das Kreuz, während Helgi und sein Gefolge auf ihre Waffen, auf Perun und Veles schwuren. Bei einem erneuten Friedensschluß zwischen den Griechen und Fürst Svjatoslav 971 sagte er: „Aber wenn ich und die, die mit mir sind und meine Untergebenen irgendetwas von dem Obengesagten nicht erfüllen, dann wollen wir bei Perun und Veles, dem Gott des Viehs, verdammt sein, wollen gelb wie Gold werden und mit unseren eigenen Waffen in Stücke geschnitten werden.” Zu Perun gehört die Axt (entsprechend Mjölnir), als über den Himmel fliegende Feueraxt das Sinnbild des Blitzes. Entsprechende kleine Äxte finden sich als Beigaben in russischen Hügelgräbern. Über das Gewitter besteht der Zusammenhang mit dem Regen und der Ernte, daher ist Perun auch Fruchtbarkeitsspender. Der Donnerstag ist ihm heilig, so heißt dieser Tag im elbslawischen auch peründan/perendan. Die Eiche ist dem Perun geweiht, an ihr wurden die Opfer niedergelegt. Heilige Eichen standen im Hain von Prove/Prone in Wagrien, in Stettin, in Czestochowa/Polen und bei Przemsl/Galizien (noch 1302). Nach Konstantin Porphyrogennetos haben die nach Byzanz ziehenden Varäger im 10. Jh. der Eiche auf der Dnjeprinsel Chortice Hühner, Brot und Fleisch geopfert, wobei auch Pfeile in die Baumkrone geschossen wurden. Ein Zentralheiligtum des Perun stand in Perynj bei Novgorod (1948 - 1952 von B. B. Sedov erforscht). Es hatte die Form dreier ringförmiger Gräben, jeweils mit einer Pfostengrube für eine Statue in der Mitte, im Inneren für Perun.

Sicher waren ihm auch die Eichenstämme mit eingesetzten Eberhauern, die in Dnjepr und Desna gefunden wurden, geweiht. In Dalmatien hat sich der Ortsname Peruna dubrava (Eichenhain Peruns) erhalten. Auch Ortsnamen wie Pirna bei Dresden, Perunovac in Serbien und Perunji Vrh in Südkärnten zeigen seine Verehrung an. Im Süden war Perun die Schwertlilie (perunica) als bogisa (göttliche Pflanze in Dalmatien) geweiht.

Der Name leitet sich aus per (schlagen) mit der verstärkenden Endung un ab: der stark Schlagende (vgl. auch Indra Pardzanya), im Bulgarischen heißt dazdat pere, es regnet. Parom (slowakisch), piorun (polnisch, „Da schlag doch piorun d'rein") und perun (russisch) bedeuten Donner und Blitz. Selbst im Finnischen taucht Perun als piru/perkere, im Albanischen perynd1/perend1 als christlicher Teufel auf. Gebirgsbewohner am Fuße von Babia Gora sagen noch heute bei Blitzen „bog pierun” (Gott Blitz).

In der Legende von Demetrios von Saloniki aus dem 7. Jahrhundert wird er bei der Belagerung der Stadt namentlich als Pyrenos genannt. In der bulgarischen Übersetzung der Alexandreis aus dem 10. Jahrhundert heißt er Porun. In den Povest vremennych let wird er zusammen mit Veles für die Jahre 907, 912, 945 und 971 als Bürge der russischen Verträge mit Byzanz genannt. 980 errichtet ihm Fürst Waldemar von Kiew ein Holzidol mit silbernem Kopf und goldenem Bart und einem mit Rubinen und Karfunkeln verzierten blitzförmigen Feuerstein in der Hand. Das Standbild wurde 988 in den Dnjepr gerissen, landete jedoch auf einer Sandbank hinter den Stromschnellen, die noch heute deswegen Peruns Sandbank heißt. Ein weiteres Standbild ließ der Onkel Waldemars in Nowgorod am Ufer des Wolchow aufstellen. Dort flammte ständig ein Feuer aus Eichenholz. Mögliche Wiedergaben eines solchen Standbildes wurden als Bleifiguren mit langem Bart auf einer hohen Säule stehend in Novgorod und Oppeln gefunden. Im Volk wurde Perun noch bis ins 11./12.Jahrhundert, wie die russischen Apokryphen und Traktate berichten, verehrt.

Man versuchte seine Verehrung auf den Propheten Elias, deshalb Ilja gromovnik (Elias, der Donnerherrscher) genannt, zu übertragen. Bei Donner würde Elias mit dem Teufel kämpfen. Die Hukulen begehen diesen Tag sehr feierlich und nennen ihn „hromowe swiato” (Blitzfest), weil Elias Mensch und Tier vor Blitzen schütze. Elias wird selbst im entfernten Montenegro am Donnerstag verehrt. Prokop berichtet im 6. Jahrhundert ohne Namensnennung von einem Stieropfer, welches sich möglicherweise in Bulgarien bis heute zum Ilja-Fest erhalten hat. In Bulgarien mit einer Perunverehrung laut Mönch Spiridon bis ins 18. Jahrhundert wurde seine Verehrung und ein Drachenkampf der Volkssagen (vgl. Thors Kampf mit der Midgardschlange, Indras Kampf mit Vrta) auf Ilja übertragen. Auch der baltische Perkun(as)/Perkunos (von lat. quercus für Eiche) ist der gleiche Gott. Eine Verwandtschaft von Perun soll zu Fjårgyn bestehen. Die Identität mit Thorr zeigt sich u.a., wenn der englische Mönch Doderik 1141 von der Thorsverehrung bei den Liutizen spricht.

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V e l e s

Veles oder Volos (vol = Ochse) ist der Gott des Viehs und Beschützer des Eigentums und Wohlstandes. In den russischen Quellen wird er als skotij bog (Viehgott) bezeichnet, doch zeigen die südrussischen Erntebräuche, z.B. das Umwickeln von Veles Bart mit Ähren, seine Bedeutung bei der Ernte, letztlich steht er damit auch für die Zeugungskraft. Mit dieser Schutzfunktion für den Wohlstand verbindet sich seine Bedeutung für Vertragsabschlüsse; Russen schwuren zu den Zeiten von Oleg und Svjatoslav zu Perun und Veles. Im Igorlied wird der Dichter Bojan als Enkel von Veles bezeichnet. Daher kann Veles auch als Gott der Volkssänger und Dichter angesehen werden.

Neben Veles
Kleines hölzernes Götterbild in phallischer Form aus Staraja Rusa, 11. Jh.
Kleines hölzernes Götterbild    
in phallischer Form
aus Staraja Rusa, 11. Jh.
finden sich die Formen Vols in Skandinavien, Volos bei den Varägern, aber auch Véles für den Gott der Unterwelt in Litauen oder Vela für eine Nymphe in Makedonien. Rasen heißt im Litauischen Velena, die Heimstatt der toten Ahnen Velen, der Gilbhart (das entspricht etwa dem Oktober  - Anm. d. Red.) als Allerseelenmonat wird daher menesie velu genannt. Veles ist dabei der Herrscher der Totengeister, der Velen, die unter der Erde leben. Zu indogermanischer Zeit war der viehverzehrende Valader Widersacher von Indra. Auch Veles wird teilweise als Gegenspieler zu Perun verstanden. Im ukrainischen Glauben ist der Ahnenkult eng mit der heimischen Feuerstelle verbunden, dessen Gott Chazjain oder Hospodarytschek heißt, und sich nach Korn und Vieh umsieht. Im südöstlichen Europa werden die Plejaden als Volosyni (russisch), Vlascite (bulgarisch) und Vlasi´ci (serbokroatisch) bezeichnet. Der Name Vlas kann bereits christlichen Einfluß zeigen, da ein Zusammenhang mit dem Ersatzheiligen Blasius besteht.

Auf seinen Kult weisen die Funde von Phallussymbolen, z.B. bei Leczyca/Polen, oder von Idolen mit einem Loch für den Phallus, z.B. bei Altfriesack, beziehungsweise von Füllhornsymbolen (Svantovits an der Ostsee) hin. In den russischen Legenden vom hl. Vladimir u.a. werden Velesidole erwähnt. Sowohl am Fluß Pocajna bei Kiew als auch in Rostov (Steinstatue) standen Bilder von ihm. Der Zusammenhang mit dem Vieh (Hörner) und die phallischen Symbole verhalfen ihm in christlicher Zeit schnell zur Rolle des Teufels. In der Tschechei heißt es daher auch in alter Zeit: „Welcher Veles hat dir das eingeflüstert?”, „Welcher Veles hat dich gegen mich aufgehetzt?” oder „Bei Veles!” In Litauen heißt der Teufel auch Velnas/Velinas. Als christlicher Heiliger trat Blasius (russisch Vlasij) bzw. Sava (serbokroatisch) wegen seiner Klangähnlichkeit an seine Stelle.

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Russische Götter

Stribog, auch Striba,
   Kleine Kultfiguren aus Zubcov, Starogorzskoje und Martynovka, 6./7. Jh., und aus Novgorod, 12. Jh.
      Kleine Kultfiguren aus Zubcov,
      Starogorzskoje und Martynovka, 6./7. Jh.,
      und aus Novgorod, 12. Jh.
wird wegen einer Bemerkung im Slovo o polku Igoreve (Igorlied 12. Jh.) „Diese Winde, Stribogs Enkel, blasen vom Meer aus mit Pfeilen auf Igors tapfere Krieger.”, als Windgott angesehen. Die Russen stellen sich den Wind in Gestalt eines alten Mannes vor, der mit geschlossenem Mund nur durch die Zähne bläst, würde er stärker blasen, würde die Welt untergehen, Berge und Täler gleichgemacht. Michowita sagt, sie „ehrten die sanfte Briese, die durch Ähren und Blätter wehte und nannten sie Pogwizd (Pfeifer)”. Abbildungen zeigen einen Ochsenkopf auf einem hohlen Sockel mit offenem Mund und einer Art Krone auf dem Haupt bzw.eine Gestalt mit Kuhkopf, ausgestreckter Zunge und großen Brüsten (Biozuni, Birzuli, Pioruni). Auch die Ukrainer sehen im Wind einen Mann, der mit seinem Schnurrbart Wind und Sturm entstehen läßt. Die Slowenen opfern dem Sturm Mehl und vier Stück Brot, damit er sich beruhigt, möglicherweise der Rest einer alten Kulthandlung. Das Wort striti meint jedoch allgemeiner die Funktion eines Verwalters oder Beraubers des Guten und könnte ihn in den Gegensatz zu Dazbog stellen. Er gilt als gerecht gegen Verfluchte und Verbannte. Von Nemenyi deutet einen Zusammenhang mit einer Gottheit des Feldmessens (Czur, Tschur) und direkt einem Namen für Grenz- und Marksteine bzw. einer Hausgottheit an. Er wird auch im Povest vremennych let aus dem Jahre 980 und in der russischen Übersetzung von Johannes Chrysostemos aus dem 11. Jh. genannt und soll noch bis ins 19. Jh. verehrt worden sein.

Mokosz oder Mocossi wird in Nordrußland und der Ukraine als Beschützerin der Schafe und des Spinnens bis ins 19. Jh. verehrt. (Die Göttin Mokosz scheint mit unserer Göttin Freya, der Tochter von Njörd und Nerthus und Schwester von Yngvifreyr identisch zu sein. Da unter der „political correctness” des christlichen Zeitalters (=Mittelalter) die Nennung der Namen unserer Götter verboten war, wurde Freya ind Deutschland auch Perchta, Berchta, Holda, Holle u.a.m. genannt.  - Anm. d. Red.) Später entstand die Vorstellung, daß sie während der Fastenzeit nachts durch die Bauernhäuser ginge und liegengelassenes Werg verspönne, jedoch auch jemanden umspinnen könne. Frauen erkannten sie am Surren der Spindel und alter Schafwolle, die sie zurückließ. Ihr wurden neben Scheren auch Wollbüschel geopfert, auf den Ofen wurden für sie Schaffellstücke gelegt. Mit großem Kopf und langen Händen vorgestellt, wurde sie so von den Christen dämonisiert. Unter dem Namen Makosch wird sie als Schützerin der kleinen Haustiere verehrt und auf Bildern mit Ziegenkörper, behuften Pferdefüßen, ohne Arme, mit Bocks- oder Ochsenkopf, langer Zunge und zwei Widderhörnern dargestellt. Mok/mokr bedeutet feucht und weist auf die Göttin der feuchten Mutter Erde, die als mütterliche Ernährerin und Bringerin des süßen Regens gedacht wird. Sie entspricht so der persischen Göttin Ardvi (feucht) Sur Anahita, die für Ernte, Vieh, Schafe und Geburt sorgt. Im Indischen bedeutet makha vornehm und moksa Heil. Im Russischen bedeutet mokschitj, etwas durch Bitten und Betteln zu erhalten. Im Tschechischen giebt es zwei Personennamen Mokosa und Mokose sowie den Ortsnamen Mokosin für einen Berg in Ostböhmen, möglicherweise ein altes Heiligtum. Mokos als einzige bekannte Göttin ist ebenfalls aus dem Povest von 980 und den Traktaten des 11. und 12. Jh. bekannt. Noch im 16. Jh. erkundigten sich ukrainische Priester bei beichtenden Frauen, ob sie zu Mokos zum Wahrsagen gingen oder zu Nixen, Rod, Rozanicen, Perun, Chors und Mokos beteten.

Die Gottheit Chors
Kleine metallene Götterdarstellungen auf Säulen aus Novgorod und Oppeln, 11./12. Jh.
Kleine metallene Götter-
darstellungen auf Säulen    
aus Novgorod und
Oppeln, 11./12. Jh.
oder Ch(e)rs, Churs, Chros wird in Kiew genannt, stammt aber möglicherweise aus Persien. Russische Quellen nennen sie den jüdischen Donnerengel, auch eine menschliche, aber vergöttlichte Person und suchen ihren Ursprung gar auf Cypern. In Böhmen tritt Chors als Göttin auf. Einige wollten Chors mit der Sonne, teilweise auch mit dem Mond verbinden, da im Igorlied berichtet wird, wie Fürst Preslav nachts als Wolf von Kiew südlich nach Tmutarakanj lief und dabei dem großen Chors vor dem ersten Hahnenschrei den Weg kreuzte. Der Name wird über das Persische mit chursid/chorsed (strahlende Sonne) bzw. slawisch mit krs (der Magere, Abgezehrte) verknüpft und deutet dann auf den Mond. Im Polnischen klingt das Wort Chors wie chars und damit mit wycharsly (abgemagert, sich mit halber Kraft haltend) zusammen. Dieses würde auf den abnehmenden Mond deuten, der im Polnischen in seiner letzten Phase wietek genannt wird. Krankheiten werden dabei besprochen, da diese mit dem Mond verschwänden. Weiterer Volksglauben ist damit verbunden. Es gibt zugehörige Personennamen im Alttschechischen (Chorus) und Serbischen (Chrs, Chrsovik). Darstellungen zeigen zur Hälfte einen menschlichen Körper, auf dem ein großer Hundekopf mit Eulenaugen und Schlappohren sitzt, die Stirn ist mit vier Bockshörnern geschmückt, der Mund ist offen. Die Arme mit großen Vogelkrallen halten in der Linken ein Zepter, die Pferdefüße haben Hufe.

Auch Simargl, auch Zemargla, Zemina findet sich in Kiew (Povest vremennych let) als Erdgottheit, in einem anderen Text (Slovo nekojego christoljubca) erscheint er aber geteilt in Sim und Rgl. Manche meinen ihn auf den biblischen Ascherakult zurückführen zu können, andere auf persische Kulte (Senmurv-Simorg, der geflügelte Hund in der Avesta), genaueres weiß man nicht. Im Slawischen findet sich ukrainisch semja (Familie), daher vielleicht Gott des Heimes und der Familie, sem (Same) und rz (Korn, Roggen, litauisch rugelis, rugys), daher Gott des Roggens und der Landwirtschaft sowie Namen in Polen wie Rgielsko, Siemowit und Siemomysl, eine Ableitung daraus ist jedoch Spekulation. Den Schutzherrn der Familie nannten die Polen aber später uboze, die Ukrainer domovik und didok von dziadet (alter Mann). Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zu einer Göttin Ciza, deren Atem von Eis, deren Kleider von Reif, deren Mantel von Schnee und Frost sind und die eine Krone aus Hagelkörnern hat.

Trojan wird im Slovo i otkrovenije sv. apostol genannt und dort als Vergöttlichung des römischen Kaisers Trajan angesehen. Es handelt sich aber möglicherweise um eine Antikisierung des christlichen Schreibers. Ähnlich behauptet das Chozdenije Bogorodicy eine Vergöttlichung von Menschen für Trojan, Veles und Perun. Ein Zar Trojan erscheint in serbischen Sagen als dreiköpfiger Nachtdämon, Menschen, Vieh und Fische verschlingend. Im Alttschechischen bedeutet Trojan der Drittgeborene.

Pereplut wird im mittelalterlichen ukrainischen Text „Wie die Heiden Götzen anbeteten” erwähnt. Dort heißt es, daß die Ukrainer Werwölfen und Mokosz, Geistern, Sirenen und Pereplut (ukrainisch pereplutatysja = verwickelt werden) Opfer brachten, tanzten und ihm zu Ehren aus Hörnern tranken. Pereplut wird als der ukrainische Gott des Schicksals angesehen, da er die Lebensfäden verwickelt. Später wird daraus der Dämon Blud (= Unzucht), der die Menschen auf Abwege führt.

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Götter an Elbe und Ostsee

Im Gebiet zwischen Wagrien und der Oder, südlich bis zur Havel entwickelte sich das Heidentum im steten Kampf gegen christliche Unterdrücker und Missionierer zur beherrschenden Volks- und Staatsreligion. Die Stammesbünde der Obodriten und Liutizen später auch der Pomoranen erbauten Tempel mit Kultfiguren, Tempelpriester berieten die Fürsten. 789 erwähnt Einhard bei einem Feldzug des Franken Karl gegen die Liutizen einen heidnischen Tempel auf der dortigen Fürstenburg. Später werden besonders Svantovit auf Rügen (Arkona), daneben Rugievit, Porevit und Porenutius in Garz (Korenica), Pizamar und Tiarnoglafi in Jasmund erwähnt. In Rhetra (am Tollensesee?) werden Karevit, Ipabog, Rugivit und Radegast bzw. Vocha verehrt, in Julin Belbog und Vocha. In Stettin, Wolin, Brandenburg und Berlin ist es Triglav. Gerovit, auch Bardevit und Hirovit werden in Wolgast und Havelberg, Prove (Stargard/Oldenburg) und Podaga (Plön und Lütkenburg) in Wagrien verehrt.

Svarozic wird in einem Brief von Bruno von Querfurt 1008 als Teufel der Redarier erwähnt. Viele christliche Chronisten verwirren ihre Leser, indem sie Beinamen der Götter zu eigenständigen Göttern erheben. Von den Ukrainern schreibt ein Chronist, daß sie das Feuer anbeteten und es Svarozinec nennen. Svarozic schließt wie oben erwähnt an Svarog als Sonnen- und Feuergott an. Möglicherweise war es sein kupferüberzogenes Holzsttandbild, das von Widukind als Saturnus tituliert, auf der Burg des Wagrierfürsten stand.

Thietmar von Merseburg
   Radegast nach der Bangert-Ausgabe der Helmoldchronik von 1639
      Radegast nach der
      Bangert-Ausgabe
      der Helmoldchronik
      von 1639.
beschreibt seinen Tempel und Kult auf der Burg Radegost/Riedigost (Burg der Gastfreundschaft, s.u.), die oft mit Rethra gleich gesetzt wird, im Lande des obodritischen Stammes der Redarier. Rhetra wird sowohl im Tollensesee an der Lieps südlich Neubrandenburg als auch auf dem Schloßberg am Luzinsee bei Feldberg und an anderen Orten vermutet. Der Ortsname ist verbreitet (Lübeck, Lüneburg, Anhalt, Böhmen, Mähren, Galicien und Niederösterreich). Der Burgname wurde dann mit dem (Bei)namen Radegast verbunden. Der Holztempel auf der Burg stand magisch geschützt auf Tierhörnern; geschnitzte Götterbilder, nach anderen Fischreliefs, zierten die Außenwände, im Inneren standen Holzstatuen in Rüstungen, daneben Fahnen und Abzeichen. Mit Hilfe von Svarozics heiligem Pferde wurde geweissagt, ein Eber in einem nahen Sumpf zeigte bevorstehende Kriege an. Am Ende des 11. Jh. beschreibt Adam von Bremen einen Tempel in einer Burg mit neun Toren, auf einer Insel in einem See, mit dem Festland durch eine lange Holzbrücke verbunden. Dieser soll nach Zerstörungen 1126 und 1151 wieder aufgebaut worden sein.

Bei Adam von Bremen heißt der Gott Redigast, auch Radgost und Radegast (slawisch rad schnell, fröhlich, willig, gost Feuerstelle, die ihren Namen auf den Ursprung des Wortes Gast zurückführt, da dieser zuerst die Hausgötter am Feuer begrüßt, im Serbischen heißt pogostja Friedhof, wörtlich bei der Feuerstelle). Auf dem Kopf seines goldverzierten Standbildes hatte er einen Helm in Vogelgestalt, auf der Brust einen schwarzen Auerochsenkopf und in den Händen ein Doppelbeil. Die Attribute Stier (in Griechenland Zeus geweiht), Beil/Hammer und Feuer (Blitz) sowie der übersetzte Name rad schnell und gost Feuer weisen auf das schnelle Feuer, den Blitzstrahl, und damit auf Þorr (dt. Donar  - Anm. d. Red.). Er ist auch der Gott der Gastfreundschaft (polnisch goscinnosc) wie sich in Radegost aus dem Zusammenhang der Worte gost und Gast ergiebt. Helmold rühmte so auch die heidnische Gastfreundschaft 1156 bei den Wagriern. Auf dem Opferaltar hätte eine goldene Decke gelegen. Beinamen des Radegast lauten Hlawaradze und Luasarici (höchster Ratgeber), aber auch Hostin, in Rhetra wurde er als Vodha verehrt. Im Rahmen der schweren kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Christen trat seine Bedeutung als Kriegsgott mit dem Beinamen Roswodiz (Anführer im Kriege) stärker hervor. Diese Beschreibungen und weitere Beinamen (Weda, Woda, Waidawut u.a.) deuten also auf eine Übereinstimmung mit Wodan/Ochin. Helmold von Bosau und Saxo Grammaticus wiederholen später seine Beschreibungen. 1066 wird Svarozic-Radogast noch der abgeschlagene Kopf des Bischofs Johannes von Marienburg geopfert, doch zwei Jahre später wird das Zentrum des Kultes und des Aufstandes von 983 - Rhetra - erobert und der Tempel u.a. durch den Bischof von Halberstadt vernichtet.

Svantovit bzw. Svantevit
Der heilige Schimmel wurde zu Orakelzwecken, vor allem vor Kriegszügen, über Lanzen geführt.
Der heilige Schimmel wurde zu Orakelzwecken,
vor allem vor Kriegszügen, über Lanzen geführt.    
ist sowohl Gott des Krieges wie des Wohlstandes. Sein Standbild auf Arkona/Rügen hatte vier Köpfe entsprechend den vier Himmelsrichtungen bzw. den Jahreskreisfesten der Sonne, zwei Köpfe schauten nach vorn, zwei nach hinten. Bart und Haare waren kurz geschnitten. Zu ihm gehören ein großes Schwert mit silberner Scheide und Griff, ein Bogen (?), ein Sattel, ein Mundstück des Zaumzeuges und der heilige Schimmel, der zu Orakelzwecken vor allem vor Kriegszügen über Lanzen geführt wurde. Nach nächtlichen Ausritten des Gottes war das Tier am anderen Morgen schweißbedeckt. Aus seinem mit der rechten Hand gehaltenen, metgefüllten, nur zum Erntefest neu gefüllten Horn prophezeiten Priester anhand eines kleineren oder größeren verbliebenen Metrestes die Ernte des nächsten Jahres. In den Tempel von Arkona (= Adler- und Erntekönig) wurde auch ein mannshoher Honigkuchen gebracht, hinter den sich der Priester stellte und die Anwesenden fragte, ob sie ihn noch sehen würden. Bejahten sie dieses, gab er der Hoffnung Ausdruck, im nächsten Jahre einen größeren Kuchen vor sich zu haben (entsprechend dem Wodanspruch, nachdem im nächsten Jahr eine bessere Ernte gewünscht wird). Seine linke Hand ruhte auf der Hüfte. Ein Gefolge aus 300 Reitern schützte den Tempel, die reichen Geschenke unterstrichen die Bedeutung seines Tempels.

Svet bedeutet heilig,
   Svantovit nach Saxo Grammaticus.
      Svantovit
      nach Saxo
      Grammaticus.
mächtig und kraftvoll in slawischen Sprachen, vit der Herrscher oder Sieger. Es handelt sich also um den mächtigen Herrn, eine Beifügung. Wie der ursprüngliche Gottesname, möglicherweise Svarog oder Perun, lautete, bleibt verborgen. Die Bräuche und Eigenschaften dieses auch in schon teilweise christlichem Umfeld in Anlehnung an Sankt Veit (von lat. sanct - heilig und vit - weiß) als Kriegsgott und Beschützer der Felder verehrten Gottes erinnern an Ochin. Svantevit ist wie Wodan Sonnengott, hat das Horn der Fülle und Weisheit (Mimirs Horn) und das heilige Pferd (Sleipnir). (3)

Svantovit auf Rügen wird sowohl von Helmold als auch von Saxo Grammaticus und in der Knytlingasaga als mächtiger Gott in der Tempelburg Arkona hervorgehoben, seine Priester hätten größere Macht als manche Könige und Fürsten. Sein Kult blühte besonders im 12. Jh. auf, als Rügen zum letzten heidnischen Zentrum dieser Gegend wurde. Helmold notierte oder schuf sogar die Legende, daß Mönche des Klosters Corvey/Westphalen im 9. Jh. auf die Insel kamen und dort eine Kirche für den hl. Veit erbauten, der den Namenskern für den heidnischen Gott abgegeben hätte.
Svantevitsäule in Zbruc/Wolhynien.
Svantevitsäule in Zbruc/Wolhynien.
Allerdings notiert er diese Stelle als unsichere Sage, da die Corveyer Mönche damit und mit einer Fälschung einer Urkunde des Papstes Hadrian IV. von 1155 einen Anspruch auf Rügen behaupteten. Am 15.6.1168 wurden der Tempel und das Standbild von christlichen Dänen unter Waldemar II., den auch der reiche Tempelschatz lockte, zerstört. Das Standbild wurde von den Rittern Esbernus und Sona niedergerissen und verfeuert. Aus der Beschreibung der Sachsenchronik, die Radegast einen Schild mit einem schwarzen Büffelkopf darauf, eine Streitaxt und oben den Kopf eines Vogels zuweist, entstand die vermutlich gefälschte 2,7 m hohe, aus Kalkstein gearbeitete Svantevitsäule mit vier Gesichtern, Hut, Trinkhorn, Ring und Schwert aus dem Fluß Zbrucz nahe Husjatyn/Galizien, auch der Beiname Zirnitra (Zauberer) leitet sich von einem gefälschten Bild (nackt, Schild mit schwarzem Stierkopf, in der Linken eine Hellebarde oder Lanze, auf dem Kopf ein Vogel, wohl Adler oder Schwan) aus Rhetra, ebenso Zibog von einem anderen gefälschten Bild mit einem Kopf mit einem Vogel (Adler) ab. In Wolin wurde eine kleine Holzfigur (9,5 cm) mit vier Gesichtern gefunden, ebenso in Leczyca/Polenund in Preslav/Bulgarien. Ob es sich immer um Svantevit handelt oder mehr um ein phallisches Idol, ist aber umstritten.

In der Umgebung von Wolin und Stettin wurde der dreiköpfige Triglav (griechisch Dreikopf) verehrt wie Ebbo, Herbord, der Prieflinger Mönch und die Biographen des Bischofs Otto von Bamberg (Reisen durch Pommern 1124 - 1128) berichten. Seine Tempel waren aus reichbeschnitztem Holz erbaut. Dieser Bischof vernichtete in Wolin den dreieckigen Tempel des goldenen Triglav, der selbst jedoch von heidnischen Priestern gerettet und in einem Baum versteckt wurde. Triglavs Haupt war mit einem goldenen Netz verhüllt, damit er die Missetaten der Menschen nicht sehen sollte, wenn er von Zeit zu Zeit auf die Erde komme. Am Tempel in Stettin wurde ein geweihter Rappe ehalten, neben dem Tempel wuchs eine riesige Eiche, an deren Fuß eine Quelle entsprang. Dort ließ der Bischof das Triglavstandbild 1125 zerhacken und die drei silbernen Köpfe nach Rom zum Papst Calixtus schicken. Angeblich waren Augen und Ohren des Stettiner Triglav mit einem goldenen Band verschlossen. Nach Ebbo sollten seine drei Köpfe Himmel, Erde und Hölle (Unterwelt) sehen, weswegen auf christliche Einflüsse geschlossen wurde. Die Darstellung der christlichen Dreieinigkeit erfolgte in ähnlicher Form jedoch erst seit dem 13. Jh.. Naheliegender ist die alte Götterdreiheit Ochinn, Hönir und Lochurr. Auch beim Triglavkult finden sich Tempelmalereien und ein Pferd mit goldenem und silbernem Sattel, außerdem wurden in seinen Tempeln Beratungen abgehalten und wertvolle Gegenstände wie goldene und silberne Becher, eingefaßte Auerochsenhörner u.s.w. gesammelt. 1136 endete sein Kult, dessen Feiern angeblich am 4. 6. abgehalten wurden, offiziel mit der Taufe des Fürsten Pribislav in Brandenburg. Als Triglava erscheint auch eine dreiköpfige Mond- und Jagdgöttin, die einen halben Mond mit beiden Händen vor die Brust hält, ohne Gewand mit einem goldenen Schleier um den Kopf (s.o.). Es könnte an die Götterdreiheit Frigg (Erde), Freyja (Himmel) und Hel (Unterwelt) gedacht werden. (Diese sogenannte „Götterdreiheit” ist historisch unhaltbar. Vielmehr handelt es sich dabei lediglich um eine Vervielfachung unserer Göttin Freya, die Macht über die Erde und die Unterwelt (Hel = das unserer sinnlichen Wahrnehmung Verborgene hat.  - Anm. d. Red.) Der Name könnte auch vom Beinamen der griechischen Göttin Hecate Tricephalus/Triceps (Dreiköpfige) abgeleitet sein. Das Pommersche Kreuz soll aus Triglavs Runenzeichen entstanden sein (daher als Zeichen der Heidnischen Gemeinschaft e.V. verwendet), wird aber auch als Zeichen des Bischofs von Kiew gedeutet. Vom Kult des Triglav in Brandenburg berichtet noch ein tschechischer Chronist (Pulkava) des 14. Jh.. Im 16. Jh. finden sich sogar Angaben, daß Idole mit drei Gesichtern noch 1526 in der Umgebung von Meißen standen. Als Ortsname findet sich Triglav in einem kleinen Dorf bei Greifenhagen in Pommern sowie als Name des Berges in den julischen Alpen der Krain.

In Wagrien wurde
Prove (1639) nach der Bangert-Ausgabe der Helmoldchronik.
Prove (1639)
nach der Bangert-  
Ausgabe der
Helmoldchronik.
laut Helmold als Gott des Stargarder (Oldenburger) Landes Prove (slawisch prav, der Gerechte) bzw. Prons verehrt. Er wird als Verkörperung Peruns angesehen und gilt als strenger und kluger Gott der Gerechtigkeit, der auf einer Eiche bzw. einer Standsäule steht bzw. dessen Kult an Eichen stattfand. Ihm war ein umzäunter Hain heiliger Eichen, in dem Montags Gericht gehalten wurde, geweiht. Zwei Tore führten zu dem Hain, in dem ein völlig nacktes Standbild aus Eisen mit gezackter Krone bzw. einem Kranz, aus dem lange Ohren herausragten, und Stiefeln mit umgestülpten Schäften und kleinen Glöckchen bzw. unter einem Fuß eine Schelle liegend, stand.
   Der heilige Hain des Prove in Stargard, 12. Jh.
      Der heilige Hain des Prove in Stargard, 12. Jh.
In der rechten Hand hielt er einen länglichen Eisenschild durch dessen Mitte ein mit 13 Kugeln verzierter Streifen ging, in der linken Hand hielt er einen langen Speer mit einem Fähnchen an der Spitze, eventuell auch ein Messer. Bei ihm befand sich eine Pflugschar. Auch soll er Ketten um den Hals und Schlangen auf der Brust getragen haben. Geopfert wurden ihm Schafe und Ochsen, wobei man um Rat in Rechtsangelegenheiten bat. Sein glühend gemachter Schild (Prove = Eisen, prove = Probe) wurde zur Feuerprobe benutzt: Glühend berührt, mußten die Verbrennungen bei Unschuldigen nach drei Tagen abgeheilt sein, daher sieht von Nemenyi hierin Prove als Beinamen Tyrs. Ein Priester von 1149 namens Mike, der den Hain verriet und dem Bischof Gerold die Umzäunung vernichten half, ist bekannt.

Si(e)va,
   Siva, Illustr. bei Bangert von 1639.
     Siva, Illustration
     bei Bangert
     von 1639.
auch Syewa oder Dziwa (Slawisch Ziva, bei Dlugosz Zivia, in späten Quellen als Göttin der Lebenskraft als dea frumenti Ceres) wurde nach Helmold bei den Polaben als Göttin der Wachstumskräfte, vielleicht auch als Glücksgöttin, ähnlich der östlicher auftretenden Mokos verehrt. Sie ist nach von Nemenyi wahrscheinlich mit Sif, Thors Gemahlin identisch. Ihr Gemahl heißt Siebog oder Zywie. In Ratzeburg in Lauenburg stand ihr Tempel auf dem heutigen Domgebiet, eine Kultfigur wurde dort gefunden. Sie wird nackt, stehend, einen grünen Weinkranz (?) um die Stirn, in der Rechten einen Apfel, in der Linken eine Weintraube (?) mit einem grünen Blatt haltend, dargestellt. Ihre Haare gehen den Rücken bis zu den Knien hinab.

Podaga, auch Dogoda, Pogoda usw., aber auch Pogwist(e), Poswiste usw. genannt, ist ein Gott der Jagd, der Viehzucht und des Feldes, vor allem aber ein Gott des schönen Wetters, der sanften Winde, des Westwindes, auch des Sturmes und der Luft. Der Name kommt von pa dagr = bei Tage. Als Göttin vorgestellt, gilt sie dann als Wetterschöne und ist Beschützerin des Fischfanges. Bilddarstellungen zeigen ihn mit einer spitzen Mütze, aus welcher zwei Ochsenhörner hervorragen, mit der Rechten drückt er ein Füllhorn an die Brust, in der Linken hält er einen Stab. Er wird auch als Witterung, Geber heißer Tage und Liebhaber der Göttin Simzerla, der Morgenröte, angesehen. Dann ist er ein mit blauen Blumen bekränzter Jüngling, geschmückt mit blauen Flügeln, auf Blumen ruhend. Für ihn gab es ein Standbild und einen Tempel am Plöner See.

Die Göttin der Morgenröte Simzerla zeigt sich als weißgekleidete Jungfrau mit Rosengürtel und -kranz, Halsband und Leibgürtel sind auch blumengeschmückt, Lilienduft geht von ihr aus. Ihr Fest findet im Ostermond (gregorianisch April  - Anm. d. Red.) statt.

Thietmar von Merseburg erwähnt noch eine namenlose Kriegsgöttin der Liutizen, andere Chronisten nennen nur die antiken Vergleichsgöttinnen Venus, Diana bzw. germanisch Freyja.

Der Erzbischof Adelgott von Magdeburg schildert im 12. Jh. Blutopfer an Pripegala bei denen die Köpfe gefangener Christen rollten. Eventuell ist an einen Fruchtbarkeitsgott wie in Altfriesack zu denken.

Nach Saxo
nach Saxo Grammaticus
Rugievit
nach Saxo
Grammaticus            
standen in der Stadt Garz auf Rügen drei dem Rugievit, dem Porevit und dem Porenutius geweihte Heiligtümer. Dort sollen anstatt der Wände purpurne Vorhänge zwischen Säulen gehangen haben, in der Mitte stand ein Eichentisch und das Standbild Rugievits (Herr von Rügen). Dieser wurde mit sieben Gesichtern (Licht- oder Wochengott?) unter einem Scheitel mit Hut, mit sieben Schwertern am Gürtel und mit einem Schwert an der rechten Hand dargestellt. Die sieben Schwerter erinnern nach von Nemenyi an den Wächter von Asgard in Gylfaginning 2, außerdem an die von sieben Schwertern durchbohrte „leidendeMaria”, daher giebt es auch Beschreibungen als Göttin Rago. Er soll auch mit Karevit (Fälschung aus dem Umkreis der Rethralegenden) identisch sein. Sein Standbild aus Eichenholz war so groß, daß der auf seinen Füßen stehende Bischof Absolon mit der Axt sein Kinn nicht erreichen konnte. Unter den Lippen der Statue hatten Schwalben ihr Nest im hohlen Rumpf angelegt und das Schwert war durch einen Eisennagel und ein eisernes Band so fest an der rechten Hand angebracht, daß die Christen schließlich die ganze rechte Hand abschlugen. Sein Bild war von roten Tüchern umgeben.

In Wolgast blühte noch im 12. Jh. der Kult des Gerovit, eigentlich Jarovit (jar = kräftig, auch heftig, hitzig, feurig, aber im Ukrainischen, Serbischen, Tschechischen und Weißrussischen Frühling) von dem Ebbo und Herbord berichten. Ein großer goldener Schild hing an der Wand seines Heiligtumes, der im Kriege dem Heer vorangetragen wurde. Auch in Havelberg wurde er verehrt. Als Otto von Bamberg und sein Abt Andreas im Lenzing (gregorianisch März  - Anm. d. Red.) des Jahres 1128 durch Havelberg nach Pommern reisten, fand dort gerade ein großes Frühlingsfest zu Ehren des Jarovit statt. Die ganze Stadt war von Fahnen geziert. Heute noch haben die Ukrainer im Frühjahr und Anfang Pranget ein Fest, das Jarylo heißt. An diesem Tag versammeln sich die Mädchen, flechten Blumenkränze, schmücken sich damit, die Jungen zünden Feuer an, tanzen mit den Mädchen und singen Lieder mit dem Namen Jarylo.

Porev(it) bzw. Porenit hingegen war mit vier Gesichtern und einem fünften auf der Brust und ganz waffenlos dargestellt. Die linke Hand befand sich so vor dem Gesicht, daß er durch die Finger sehen kann, die rechte Hand lag auf dem Knie oder am Kinn. Er gilt als Gott der Gerechtigkeit, der Erde und der Luft, aber auch als Kriegsgott, Gott der Ehe und Beschützer des Kindes im Mutterleib und Schiffsgott.

Porenutius
   Porenutius, nach Saxo Grammaticus.
     Porenutius,
     nach Saxo
     Grammaticus.
(latinisiert von Perunic, Peruns Sohn) besaß ebenfalls vier Gesichter und ein fünftes auf der Brust, mit seiner Linken berührte er dessen Stirn, mit seiner rechten Hand dessen Kinn. Sein Haupt bedeckte ein großer, runder Hut, er war unbewaffnet. Er soll ein Gott der sinnlichen Liebe gewesen sein. In der Knytlingasaga heißen die Garzer Götter Rinvit, Puruvit und Turupit. In beiden Quellen wird die magische Macht der Götter erwähnt: Mann und Frau, die sich in ihrem Umkreis verbunden hätten, wären nur außerhalb des Stadtkreises wieder zu trennen. Die Knytlingasaga berichtet noch über zwei weitere Götter auf Rügen: Tiarnaglofi (eventuell Cernohlav, der Schwarkopf) mit silbernem Schnurrbart als Gott des Sieges Begleiter von Heerzügen und Pizamarin Jasmund (ist 1168 verbrannt worden). Vielfach gaben Chronisten wie der Mönch Orderik im 12. Jh. den Göttern des Landes die Namen Oðin, Þorr und Freyja, da sie diesen entsprechen. Auch Mißverständnisse führten zu Götternamen, die es jedoch niemals gab. So wird in der Chronik des Arnold von Lübeck im 13. Jh. aus dem Ortsnamen Goderac ein Gott oder Ebbo leitet aus der Benennung Julin für Wolin einen Gott Julius ab, dessen heilige Lanze dort aufbewahrt sein sollte. Die zweite Ebstorf-Legende nennt neben dem bekannten Radegast auch die völlig unbekannten Hammon (ägyptisch Ammon, daher mit Widderkopf), Suentebueck und Vitelubbe (Personenname Vitold).

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Lausitzer Götter

Im Lausitzer Bereich erwähnt Thietmar von Merseburg Zutibure (slawisch Svatobor), einen heiligen Hain. Spätere Hinweise sind möglicherweise nachträglich ausgedacht worden. Konrad Botho erwähnt in seiner Sächsischen Chronik von 1492 im Harzbereich einen Gott Flins (von Flynt = Flintstein), dessen Standbild Herzog Lothar vernichtet haben soll, ein Bild von Flins soll auf dem Koschenberg bei Senftenberg gestanden haben. Bothos Abbildungen heidnischer Götter sind wohl seine Erfindungen. Das gilt auch für Krodo bzw. Crodo oder Satar in Bad Harzburg, von dem in Goslar ein Altar gezeigt wird und dessen Name die Harzburger Solequelle trägt. Der Name erinnert an Chronos und kommt wohl von „de Grote” = der Große. Satar erinnert an Saterdag/Sonnanbend und an Saturn. Er soll ein Sohn Herthas sein, ein Gott der Zeit und speziell der Jahreszeiten, auch ein Regent der Luft. Dargestellt wird er als alter, bärtiger Mann, in der Rechten ein Blumengefäß, in der Linken ein sechsspeichiges Rad haltend und auf einem Barsch mit bloßen Füßen stehend. Rad und Fisch sollen die Zeit symbolisieren, die Blumenschale auf Fruchtbarkeit hindeuten. Crodos Gemahlin soll Siwa (Sif?) sein, es giebt also Hinweise auf Wodan und Thor. Bei Lübben/Niederlausitz stand das Bild der Liebesgöttin Lupa, deren Name sich auch in Lübbenau, Lubolz, Lieberose, Lübars und Lubas erhalten hat. In Jechaburg stand ein Bild der Göttin Jecha (Jaga-Baba). Zu diesen Göttern kommt im 16. Jh. noch Jutrbog (Tempel der Morgenröte in Jüterbog, vgl. Svarog = Dazbog, Belbog) in der Meißener Chronik Albins von 1519 und eine Göttin Cica mit einem Tempel in Zeitz/Meißen im 17. Jh.

Helmold nennt einen „bösen” Gott Cernoboh (Zcerneboch, wörtlich schwarzer Gott) und einen guten Gott, vermutlich Bel(o)boh (weißer Gott), denen bei Gastmälern zugetrunken und auf die geschworen würde. Beide hätten ihre Tempel in Bautzen/Lausitz auf zwei nach ihnen genannten Bergen gehabt, doch scheinen die Benennungen jüngeren Datums zu sein. Belboh (vgl. Svarog = Dazbog) taucht ansonsten nur in Ortsnamen wie Bialoboze, Bialoboznica, Belbozica auf.

Thietmar von Merseburg erwähnt im 11. Jh. eine unbekannte Gottheit für den heiligen Silingberg in Schlesien. Im Katalog der Magie des Zisterziensermönchs Rudolf aus Oberschlesien im 13. Jh. werden Aberglaube und magische Praktiken im Volk erwähnt ohne allerdings Götter zu nennen. Kirchliche Statuten des 14. bis 15. Jh. bekämpfen die heidnischen Bräuche von Breslau bis Krakau und erwähnen Namen wie Lado, Ileli, Jesza, Tyja und Nyja in rituellen Liedern, daneben die Anbetung von Dämonen, Orakel und Magie.

Die Dlugosz-Chronik von 1480 vergleicht folgende Götter mit der Antike: Jesza (Jupiter), Lada (Mars), Dzidzileya (Venus), Dzewana (Diana, im Frühlingsfest), Nyja (Pluto, nyti = schmachten, Personifikation des Jenseits), Marzana (Ceres, im Frühlingsfest). Andere Chronisten nennen noch Lelum, Polelum, Deva, Devana, Pieklos, Pripegala, Podaga bzw. Pgoda.

Lada,
   Eine beinerne Ahle mit sechs Götterköpfen aus Wislica/Polen, 9./10. Jh.
      Eine beinerne Ahle mit sechs Götterköpfen
      aus Wislica/Polen, 9./10. Jh.
Lahra oder Lado(na), teilweise auch Lupa genannt, soll die Göttin der Schönheit, der Liebe und der Ehevermittlung gewesen sein und entspricht damit der Freyja (nordisch Lofn). Diese Göttin der Schönheit und der Liebe kann man sich auch als sehr schönes Mädchen vorstellen. Ihr Standbild soll auf einer Waldwiese zwischen Birken und Schneeballsträuchern gestanden haben und soll jeden Tag mit Kränzen aus Immergrün, Weinraute und Liebstöckel geschmückt worden sein. Es sind dieselben Pflanzen mit denen sich noch heute die ukrainischen Mädchen die Köpfe schmücken, wenn sie zur Hochzeit gehen. Im alten Ukrainisch und im alten Tschechisch bezeichnet Lado Bräutigam wie Braut. Die Ukrainerinnen singen noch heute bei Hochzeiten Lieder, in denen das Wort Lado (im Sinne von Liebster, Liebste) als Kehrreim wiederholt und dabei in die Hände geklatscht wird. Der Gesang heißt Ladkanie. Ein ukrainisches Lied erzählt: Segne, Mutter, oi Mutter Lada, um den Frühling zu rufen und den Winter zu verabschieden. Als Lado-Lado kommt der Refrain im Polnischen, u.a. bei Lublin, im Russischen und Serbischen vor. Die Schönheit gebiert Lei (Lelja, Lelgu, Lela), die Liebe Did (Ditr), den Zweifel und Polel(ja) die Ehe. Spuren einer Verehrung finden sich noch im Donnerstag vor Pfingsten im Fest der Lada und des Did, wenn Mädchen Kränze mit einem Band ins Wasser werfen und am Band dann ihr Schicksal als Hausfrauen deuten. Hinweise auf eine Verehrung finden sich auch in Thüringen und im Harz. Lela gilt als Liebesgott, Po=lela, die Nachliebe, als Gott der Freundschaft und der Ehe (nach von Nemenyi von den Sarmaten gekommen).

Marzana
   In den Quellen leben Wasserfeen (Vily, Rusalky), denen bis in die Neuzeit Opfer gebracht werden.
      In den Quellen leben Wasserfeen (Vily,
      Rusalky), denen bis in die Neuzeit Opfer
      gebracht werden.
oder Morana ist eine Göttin der Nacht, des Winters, des Schlafes, des Todes und später der Pest. Wenn unter den Strahlen der Sonne der Winter davonlief und der warme Frühling kam, wurde Anfang Lenzing (gregorianisch März  - Anm. d. Red.) eine Strohpuppe in zerrissene Frauenkleider gekleidet und diese sogenannte Wintermarzane unter Gesang zum Fluß getragen: Wir tragen den Tod aus dem Dorf und bringen den Sommer hinein. Wenn kein Fluß in der Nähe war, wurde die Puppe verbrannt und dabei feierliche Lieder gesungen. Noch heute gehen in manchen Teilen Polens Kinder Anfang Lenzing (gregorianisch März  - Anm. d. Red.) mit einem Fichtenzweig, an dem bunte Bänder befestigt sind von Haus zu Haus. Dieser Umzug heißt neuer Sommer oder Hainfeier, in Gostyn singen die Kinder: „Frau Wirtin, der neue Sommer ist im Flur, wenn ihr ihn sehen wollt, müßt ihr uns auch etwas geben. Grüner Mai, ein Körbchen Eier und Kuchen und Brötchen und eine Brezel und Kümmelkäse. Alles nehmen wir, alles nehmen wir.”

Die Dlugosz-Chronik erwähnt auch Tempel, Priester und Kulte, u.a. in Gnesen und Anhaltsberg (Lysa Gora), die durch archäologische Funde bestätigt werden konnten. In den Orten Treptow (Trzebiatow), Zobten a.B. (Sobotka), Gora Grodowa, Hundertmark (Radunia) und Gora Kosciuszki wurden archäologisch Kult- und Opferplätze bestätigt, weitere Funde belegen kultische Handlungen: ein Kopf in Jankowo, eine vierköpfige Figur in Wolin, ein Holzphallus in Leczyca, Holzmasken in Oppeln, Pferdefiguren in Oppeln und Danzig, eine Bocksfigur in Ostrow Lednicki u.a.

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Götter in Böhmen

Die ältesten Quellen Böhmens wie die Lebensgeschichten von Kyrill und Method aus dem 9. Jahrhundert, von Wenzel, Ludmilla und Adalbert aus dem 10. und 11. Jh. sprechen nur allgemein über Heiligtümer und Standbilder sowie deren Zerstörung, ohne Namen zu nennen. Kosmas von Prag aus dem 12. Jh. giebt den heimischen Göttern sämtlich antike Namen, doch bezeugt er zu seiner Zeit ein noch lebendiges Heidentum, wenn er von den Dorfbewohnern spricht, die die Naturkräfte verehren und mit Hilfe kleiner Figuren beten. Schließlich berichtet er von der Austreibung der Zauberer, der Verbrennung der heiligen Haine und dem Verbot der Opfer durch Bretislav II. im Jahre 1092. Im Homiliar des Bischof von Prag werden die Arten des Aberglaubens und die Verehrung der Götter als Dämonenkult verdammt. Erst in der Chronik von Neplach aus dem 14. Jh., in der zeitgleichen deutschen Chronik und im 16. Jh. wird eine Gottheit Zelu (alttschechisch zelie, Pflanzen) genannt. Wohl ausgedacht sind die Namen des Václav Hájek im 16. Jahrhundert. wie Krosina, Krasatina und Klimba bzw. die Namen Vesna, Lada, Devana, Morana u.s.w. aus dem 17. Jahrhundert. In tschechischen Sprichworten und Redensarten sind Perun und Veles bezeugt. In Brünn stand ein Tempel der Liebesgöttin Krasopanj.

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Weitere Gottheiten

Aus der „Mythologie der Wenden” seien hier nun noch weitere Gottheiten aufgezählt, die manchmal lokal begrenzt genannt werden:

Auschent oder Aschweit bzw. Ausschweyt gilt als Vorsteher der Gesundheit und Aufseher der Krankheit, auch Fürbittgott um bessere Ernte und Monatsgott.

Bardevit (= weißer Sänger) ist ein Gott des Friedens, des Handels und der fünf Sinne. Er wurde angeblich mit fünf Köpfen dargestellt und besonders in Wolgast verehrt.

Bentis ist eine Gottheit der Reisenden.

Budjintaja ist eine Göttin, die die schlafenden Menschen beschützt und sie aufweckt, wenn Unglück droht.

Ciza, auch Ciris, Cisara, Zigila, Didila, Dzievonna, Sewana, Sonovia usw. ist vielleicht identisch mit der bei Jakob Grimm beschriebenen Göttin Zisa, der weiblichen Form von Ziu (strahlender Himmel). Dann müßte man in ihr den weiblichen Aspekt der Sonne sehen und sie mit Sol, Sunna, der Siegesgöttin gleichsetzen. Man sieht in ihr aber auch eine Ernährerin und Erdgöttin. Der Name wird auch von der römischen Ceres abgeleitet. Sie ist eine Göttin der Ehen, der Entbindung und der Fruchtbarkeit. Unter dem Namen Sewana gilt sie als Göttin der Wälder und der Jagd, als Aufseherin und Bändigerin der wilden Tiere, gütige Jagdbegleiterin, Göttin der Zärtlichkeit und der Liebe, die um zahlreiche Kinder angerufen wird. Sie wird mit Köcher und Bogen, langen Haaren, hochgeschürzt und leicht gekleidet dargestellt. Bei den Wenden ist sie auch die Mondgöttin Zislbog, ein wendischer Mondgott Dschilsbog, dargestellt mit erhobenen Händen, den Mond vor der Brust, auch ein Gott der Zeit (tschas = Zeit) ist wohl nur eine Beschreibung der Göttin.

Curcho oder Curchus, Gurcho, Krikko, Ukko könnte eine vom Thors beinamen Öku (Wagen) abgeleitete, wohl ursprünglich finnische Gottheit sein. Sein Bildstand unter einer Eiche, ihm zu Ehren wurde ein Feuer unterhalten und jedes Jahr wurde die alte gegen eine neue Bildsäule gewechselt.

Die Göttin Fosta ist wohl eine Fehldeutung des nordischen Forseti oder der Vesta und wird mit fünf Pfeilen in der Rechten sowie vier Kornähren in der Linken dargestellt.

Gardot ist ein Gott der Schiffer.

Der Kult
   Doppelköpfige Götterfigur aus der Siedlung im Tollensesee bei Neubrandenburg (Gesamtlänge 1,78m, Länge des Oberteiles 0,69 m).
      Doppelköpfige Götterfigur aus der
      Siedlung im Tollensesee bei Neu-
      brandenburg (Gesamtlänge 1,78m,
      Länge des Oberteiles 0,69 m).
der wendischen Zwillingsgötter Holczy oder Alzes, Altschis war im Riesengebirge besonders verbreitet. Es giebt auch Boten der Götter mit Namen Algis, es handelt sich wohl um die germanischen Alken. Die Zwillingsgötter entsprechen wohl auch den Ehestandsgöttern oder Api doma (Beschützer des Hauses), die beim Umzug in ein anderes Haus angerufen werden. Sie werden dem neuen Ehepaar in die Wohnung vorangetragen und diese so eingeweiht, hierauf wird durch ein Orakel, dem die beiden Götter vorstehen, den Neuvermählten ihr künftiges Glück und die Zahl ihrer Kinder vorhergesagt. Die Braut führt man vorher überall im väterlichen Hause umher, zu Tieren, zum Bett und zum Feuerherd, wo sie ausruft: „O, mein heiliges Feuer!” (Abschied von den Göttern des Vaterhauses). Im Haus des Bräutigams klopft sie mit verbundenen Augen an alle Türen (Begrüßung der Hausgeister). Die Verbindung der zwei Ehestandsgötter zum Feuer zeigt den Bezug zu den Alcen. Die Ehestandsgötter werden als nackte Knaben mit krausem Haar und ausgestreckten Armen, der eine mit einem Täuber über einer Taube auf dem Kopf, der andere mit einem Ring in der Hand, dargestellt. Eine angeblich bei Liegnitz/Schlesien beim Ausgraben eines Brunnens gefundene Statue zeigt einen Gott Bochuta mit Ring, Bocksbart und Bockshörnern ähnlich Pan, vielleicht einen der Ehestandsgötter.

Jaga-Baba (Jagdfrau) ist eine Kriegsgöttin und wird als hagere Frau, in einem Mörser fahrend, den sie mit einem Eisenstab (Keule) fortschiebt, dargestellt. Sie lebt in vielen Märchen als Hexe weiter, wird auch Jecha genannt und als Göttin der Jagd in Thüringen und im Harz verehrt.

Ipabog (vorzüglicher Gott) ist ein durch ein gefälschtes Götterbild vermuteter Jagdgott.

Ischwanbrat ist eine sorbische Gottheit.

Kol(i)ada ist ein Gott des Friedens und der Feste, den man im Julfest mit Gesang und Tanz ehrt, vielleicht auch nur der Winter (wahrscheinlich ist es nur ein anderer Name für den Ing, da ER sowohl ein Gott des Friedens als auch das Julfest IHM geweiht ist - Anm. d. Red.).

Die Liebesgöttin, besonders in Mähren, ist Krasopanj oder Kroschina (schöne Frau), die ganz nackt, im halbgeöffneten Mund eine Rosenknospe, die Haare bis zum Knie gehend, um das Haupt einen mit Purpurrosen durchflochtenen Myrthenkranz tragend, in der rechten Hand drei Äpfel, in der linken Hand eine Weltkugel, auf der Sonne, Sterne, Meer usw. abgebildet sind, haltend, dargestellt wird. In einer Öffnung der Brust war das Herz, von dem ein Feuerstrahl hinausgeht, zu sehen. Sie stand auf einem von zwei weißen Tauben und zwei Schwänen gezogenen Wagen, hinter ihr drei nackte Frauen (Gracien, Nornen) mit langen Haaren, die Rücken zueinandergestellt, in den Händen immer je zwei einen Apfel haltend (Beschreibung soll von einem Bild aus dem Tempel von Brünn stammen).

Ligitsch ist ein Versöhnungsgott nach Ehestreiten.

Miechutele ist ein Gott der (Kleider)farben.

Occopirn oder Occopio, in Polen mit dem Beinamen Jeß, ist ein Name des höchsten Himmels-, aber auch des Erdgottes.

Der Herbstgott Opora wird als nackter Knabe mit krausen Haaren, die Linke hinter dem Rücken einen Apfel haltend, die Rechte einen Laubzweig, den linken Fuß gebeugt haltend, dargestellt. Ihm zur Seite sitzt ein Vogel.

Oslad oder Uslad (süß, lieblich) ist ein Gott der Süßigkeiten, Leckereien und Schmausereien.

Pelvit ist ein Gott der Schätze und Reichtümer.

Pizzi ist in Polen der Ehegott.

Plavit ist ein Gott des Reichtums.

Püster, auch Püst(e)rich oder Pansterich, ist ein Gott des Zornes, der als kleiner, pausbäckiger Knabe dargestellt wird. In Sondershausen zeigt man ein 60 cm großes Bild, welches auf der Rothenburg eingemauert gefunden wurde. Dieses Bild soll mit heißem Wasser angefüllt worden sein, um es zum Pusten zu bringen. Es handelt sich wohl um ein gefälschtes Bild mit einer erfundenen Gottheit.

Rauguzenapat wurde als Vorsteher des Hauswesens von jedem Faß Bier oder Met zuerst geopfert.

Razivia als Göttin der geistig-planetarischen Kraft gehört zu den drei weiblichen Planetenkräften der Liebe, des Mondes und der Erde. Als Radomysl hat man sie auch als Göttin lieblicher Gedanken gedeutet.

Sabot ist eine Gottheit vom schlesischen Zobtenberg.

Solotaia (Zolota) Baba ist eine nach ihrem vergoldeten Bild benannte Göttin, die mit ihren beiden Enkelkindern dargestellt und am Fluß Ob verehrt wurde. Sie entspricht der Sól.

Svaixdunoka ist die Braut des Sternengottes, die die Sterne in ihren Bahnen führt, wenn der Geliebte ihre Zügel fallen läßt, um zu jagen.

Svasudes ist der in der Edda Svasudr genannte Sommergott.

Trschibek ist eine Göttin, die die Pest abhält.

Urii ist ein Zauber- und Arztgott.

Wesna (römische Vestae) ist eine Frühlingsgöttin, der Eingang in das irdische Leben.

Wit ist ein Gott der Gerechtigkeit und Rache.

Zywie (ziwo = lebendig) ist ein Lebensgott.

Zilsbog oder Zislbog ist eine monatlich verehrte Mondgottheit. Meist wird sie mit dem Gott der Feldfrüchte Curcho zusammengestellt. Das möglicherweise gefälschte Bild hat ein bartloses Gesicht mit zerzaustem Haar und trägt einen Rock. An der linken Seite hängt ein Köcher mit fünf Pfeilen, der Kopf wird von einer Art Helm bedeckt. Als Göttin trägt sie einen Halbmond vor der Brust und hat die Arme in Form eines Halbmondes erhoben.

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Götter der Unterwelt und Heroen der Vorzeit

Im wendischen Raum wurden zahlreiche Götter des Totenreiches und der Unterwelt verehrt. Am wichtigsten erscheint Czernebog oder Tsibaz/Tschart, der schwarze (czarny) Gott, dessen Name sich auch in vielen Ort wie Tschernobyl (Wald des Czernebog) wiederfindet. Er tritt Belbog entgegen und entspricht damit darin Hödur als dem nordischen Gegenspieler Baldurs. In seiner Bennung als Pya(r), angeblich von fyr = Feuer, in der übertragenen Bedeutung als Blutgott, mag sich bereits christlicher Einfluß widerspiegeln, der auf das Feuer der Hölle hindeuten und auch eine Beziehung zu lat. cornus (Horn) als Horngott, entsprechend dem Teufel, herstellen möchte. Die Hörner erinnern an den keltischen Cernunos, doch handelt es sich auch hierbei nur um eine christliche Satansdeutung, denn Helmold von Bosau nennt ihn Diabol (Zerwerfer, Teufel). Noch heute wird der christliche Teufel Tschart genannt und als Tschibatsch wird er in hundeähnlicher Gestalt mit Schlangen umwunden dargestellt.

Mernt ist ein böser Unterweltgott, der dem Pluto entspricht. Mita ist eine weitere böse Gottheit, sein Bild ist eine liegende Figur in Hundegestalt, vielleicht der Höllenhund. Nija (nordisch Nida, auch Nidhoeggr) oder Niam ist ein Begleiter, der die Seelen in das Totenreich bringt. Der Name findet sich im Wortstamm von Gnesen wieder. Ein anderer Aufbewahrer der Seelen ist Vielona. Bei den Pruzzen heißt der Höllengott Poklum. In Mähren kennt man den unterirdischen Gott Radamas. Den Tod selbst symbolisiert Picollor oder Pikollos (piklo = Tod), der mit grauem Bart und bleichem Gesicht, mit einem Tuch über dem Kopf dargestellt wird. Ihm sind Menschen- und Tierköpfe heilig, er übt Rache an Nichtopferern. Ein Rachegott namens Nemisa, als Mann mit vier Strahlen um das Haupt, einem Flügel darüber und einer Taube mit ausgebreiteten Flügeln auf dem Bauch, in der Hand ein dreieckiger Stab, auf der linken Hand ein Adler sitzend, dargestellt, entspricht der griechischen Schicksals- und Rachegöttin Nemensis. Die wichtigste wendische Unterweltsgöttin ist Hela, die der nordischen Hel (die Verhüllende) entspricht. Sie ist hier die Erdmutter im Todesaspekt, aber auch eine böse Göttin und Ratgeberin durch die Totenorakel. {Genau das ist es; „Hel” ist keine eigenständige Göttin, sondern es ist unsere Erdmutter Freya als Göttin auch des unseren Sinnen Verborgenen [Hel oder Jenseits (unserer Wahrnehmbarkeit)]  - Anm. d. Red.} Unter dem Namen Tassanji wurden Rachegöttinnen verehrt, die die nicht vom Gericht ereilten Verbrecher bestrafen. Trizna ist eine Leichengöttin und gleichzeitig der Name des Begräbnisses. Wila ist der Name der Unterwelts-, Nacht- und Todesvalkyren. Smertniza ist der Name für die weiße Frau bei den Wenden.

Vorzeithelden wie den Helden Antyr finden sich einige im wendischen Raum. So kann Henil bei Gefahr mit dem Ruf „Erwache Henil!” angerufen werden. Sein Sinnbild ist ein Stamm mit einer Hand darauf, die einen Ring trägt. Hierovit oder Herowit schützt die Bauern vor Krieg. Sein Beiname Belbog kennzeichnet ihn als guten Gott, der mit vier Hörnern und ineinandergeschlagenen Beinen dargestellt wird. Er soll besonders in Wolgast und Julin verehrt worden sein. Jodut(t)a oder Godute bzw. Zedad ist eine Siegessäule, die einen gewappneten Mann, der in der Rechten einen Streitkolben, in der Linken einen Sachsenschild trägt, darstellt. Led(a) oder Ladon (aus dem Griechischen) bzw. Ljada (= Eis) ist ein Gott des Krieges, dargestellt als vollständig gewappneter Krieger, der auch als Gott des absteigenden Jahres gedeutet wird. Dem Kriegsheroen Prschipegala sollen gefangene Christen geopfert worden sein. Ein weiterer Kriegsheld ist Silnoy- oder Krepkoy-Bog (= starker Gott), der in der Rechten mit einer Lanze, in der Linken mit einer silbernen Kugel dargestellt wurde. Zu seinen Füßen liegt ein Menschen- und ein Löwenkopf. Vag(n)off(t) ist ein Krieger, der aus Dänemark oder Norwegen ins Wendenland kam. Bei Vietold, der auf der Insel Wittow verehrt wurde, handelt es sich wohl um den verherrlichten Witold der Geschichte.

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Naturgötter und -geister

Verschiedene Götter schützen das Vieh und bringen die Fruchtbarkeit der Felder.

Gardunitis schützt die Herden. Die Pruten mit den Namen Schweibart und Schwarbart beschützen das Federvieh, die Gänse, Hühner, Enten, Tauben u.a.. Lawkapatim ist ein Feld- und Ackergott. Waizganthos (Weizenzauberer aus altnordisch gandr = Zaubergesang) ist der Gott der Ackerfruchtbarkeit. Gorinia (gora = Berg) ist eine Göttin der Berge. Die Bienenzucht schreibt man der Göttin Babilos zu. Ein anderer Schutzgott der Bienen ist Zosim. Walginoist ein Schutzgott der Haustiere, Kurwaitschin beschützt die Lämmer. Die Vorräte werden von dem Hausgott Atlaibos beschützt.

Die Wenden und Pruzzen verehrten den Meeresgott Antrimp, der zu den zwölf großen Göttern gehört, welche man als Monatsgötter ansieht. Unter dem Namen Czudo morskoe (Zar Meerkönig) giebt es einen König des Meeres im Märchen, der viele Czuden (Untermeerkönige) befehligt. Ezernim ist ein Gott der Seen und Gewässer. Potrimp(os) ist ein Wassergott und Behüter der Brunnen. Er wird mit einem jugendlichen Männergesicht abgebildet und ihm wurde stets eine in einem Topf verwahrte Schlange gehalten, die wie er mit Milch gespeist wurde.

In der Luft
   Rekonstruktion des Tempels von Groß Raden, Kreis Sternberg, 9./10. Jh.
      Rekonstruktion des Tempels von Groß Raden,
      Kreis Sternberg, 9./10. Jh.
herrschen Chrworsch, ein Gott des verheerenden Sturmes, und der Windgott Perdoyto. Weitere Götter der Luft sind Patel und Pokol. Außerdem giebt es eine Göttin des Feuers namens Diblik und einen Feuer- und Heilgott Znic. Dido (römischer Name) erhält das Feuer und wird teilweise mit Amor identifiziert. Zusammen mit seinem Bruder Lela, daher der Name der Himbeere Lela malina, ist er ein Sohn der Leda. Nehoda verändert das Wetter günstig. Bezl(e)a ist eine Göttin der Dämmerung im Gefolge des Sonnengottes und entspricht wahrscheinlich der nordischen Beyla. Pergrub ist der Gott des Frühlings. Die Göttin Perkuna Tete ist die Mutter des Blitzes, die den müden, staubigen Perun in ihrem Bade aufnimmt, um ihn anderntags hell und gewaschen wieder fortgehen zu lassen. Audros, der Gott der Meere und Wasser, ist vielleicht ihr Gemahl. Zu ihr gehören auch Auska (indisch Ushas), die Morgen- und Abendröte, Bezla, die Dämmerung, und Breksta, die Dunkelheit und Finsternis. In ihrem Gefolge finden sich auch Warpulis (aus der christlichen Walpurga abgeleitet) als das Brausen des Sturmwindes vor dem Donner, sowie Pagoda, der Geber heiterer Tage.

Die Schicksalsgöttinnen (Nornen) treten unter dem Namen Sudice auf. Boze Sedleschko ist die personifizierte Wehklage, im Märchen in Gestalt eines weißgekleideten Kindes beschrieben. Dobropan oder Schelnoi (guter Pan) ist ein Götterbote in gelber Kleidung. Der Name eines von Jungfrauen angerufenen Gondu geht wohl auf die Valkyre Gåndul zurück. Pschipolniczki sind Spukgeister, die die Menschen quälen und martern.

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Fußnoten:

(1)   Anmerkung der Redaktion:
Svarog ist wohl derselbe Gott, der bei uns Njörd genannt wird, während Dazbog (Svarozic) wohl derselbes Gott ist, der bei uns Ing (dän. Sohn, nämlich des Njörd und der Nerthus), Yngvi, Yngvifreyr oder auch lediglich Freyr (Herr), Frey oder Fro genannt und als unser Hauptgott durch den aus dem Südosten über das Land der Sachsen gekommenen und letztlich bis nach Schweden vorgedrungenen Wotanskult verdrängt wurde. Weshalb der Ing auch „Svía god” ( = Schwedengott) und Wotan auch „Saxagud” ( = Gott der Sachsen) genannt wurden. Nach Yngvifreyr nannte sich die schwedische Königsfamilie „Ynglinger” und hießen die germanischen Stämme an der Meeresküste (Nord- und Ostseeküste Germaniens), wie Tacitus in der Germania schreibt, „Ingaevones”. Das Yngvinentum unterscheidet sich darin grundlegend vom Wotanskult, daß das Yngwinentum a)eine zyklische und der Wotanskult wie auch der Jahwekult (Islam, Juden- und Christentum) eine lineare Weltanschauung ist und b) darin, daß das Yngvinentum einen bedingt allmächtigen Weltenschöpfer hat, der in seine vollkommene Schöpfung nicht mehr eingreift und die Götter Geschöpfe und daher zwar mächtig aber nicht allmächtig sind.
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(2)   Anmerkung der Redaktion:
   Der yngvinische Kreis ist das yngvinische Hauptsymbol.
     Der yngvinische Kreis ist das
     yngvinische Hauptsymbol.

Der Kreis ist das Hauptsymbol des Yngvinentums. Er symbolisiert sowohl und vor allem das zyklische Weltbild der ewigen Wiederkehr, d.h., der ewigen Veränderung ohne einen Anfang und ohne ein Ende, bei gleichzeitigem Erhalt des Ganzen, als auch die das materielle Leben spendende Sonne (Sonnenscheibe, Sonnenrad). In diesen Kreis konzentrisch eingefügt ist das daher gleichschenklige, aufrechtstehende, orthogonale Kreuz. Die Achsen dieses Kreuzes beziehen sich auf unsere lebendigen Götter Yngvifreyr und Nerthus, die auf die Gestirne Sonne und die Erde Einfluß haben, die unser materielles (körperliches) Leben spenden. Die senkrecht verlaufende Achse dieses Kreuzes ist unserem Gotte Yngvifreyr und der von IHM beherrschten Sonne (eigentlich wohl nicht direkt der Sonne, sondern lediglich des Sonnenscheins und des Regens), die horizontale Achse unserer Göttermutter Nerthus und der von IHR beherrschten Erde („Nur muß man bei Isis, Nerthus, Terra mater nicht an eine Gottheit der abstrakten, dem »Himmel« adäquaten »Erde« denken, sondern an die »Göttin des Saatfeldes«, das den Samen aufnimmt und in seinem Schoße sich entwickeln läßt.”, schreibt Richard M. Meyer in seinem Buch „Altgermanische Religionsgeschichte”, Phaidon Verlag, unveränderter Nachdruck, ohne Jahreszahl, Seiten 205.) gewidmet. Die Schnittpunkte dieses Kreuzes, das Rechtkreuz genannt wird (das gleiche Kreuz wird auch als „griechisches Kreuz” oder „Keltenkreuz” bezeichnet, im Vergleich zum „römischen Kreuz”, das wir heute vor allem im römischen Christentum finden), mit dem es einschließenden Kreis symbolisieren, wenn man den Kreis gegen den Uhrzeigersinn durchläuft, die vier wichtigsten Stationen im Jahreslauf, die durch die beiden Sonnenwenden und die beiden Tag-und-Nachtgleichen bestimmt sind. Auf seiner senkrechten Achse symbolisiert der untere Endpunkt die Wintersonnenwende (das yngvinische Weihnachten, das Julfest, d.h., das „fröhliche Fest”) und der obere die Sommersonnenwende (das Mittsommersfest), die beide unserem Himmels-, und Lichtgotte Yngvifreyr gewidmet sind, der uns vor allem Fruchtbarkeit, günstige Winde, Frieden und Wohlstand bringt. Auf der waagerechten Achse des Rechtkreuzes symbolisiert der rechte (östliche) Schnittpunkt die Frühjahrs-Tag-und-Nachtgleiche, das Ostarafest, das unserer Erdgöttin Nerthus-Ostara (d.h., Nerthus als Frühlingsbringerin unter dem Namen „Ostara”, „die aus dem Osten Kommende”) gewidmete ist und der linke (westliche) die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche, das Nerthus gewidmete (erste) Erntedankfest, das zweite Erntedankfest ist das Mikkelfest ( = „großes Fest” ) am 15. Neblung (gregorianisch ist das der 7. November). Unsere Erdgöttin Nerthus, die Mutter Yngvifreyrs, gewährt uns vor allem Nahrung, Wohnung und Schutz sowohl im Diesseits als auch im Hel (in dem unseren Sinnen Verborgenen). Die vier wichtigsten Feste im Jahreskreis findet man demnach in ihrer zeitlichen Abfolge, wenn man den (Jahres-)Kreis vom unteren Schnittpunkt aus gegen den Urzeiger durchläuft. Das gesamte Symbol des vom Kreis eingeschlossen, aufrechtstehenden, konzentrischen, orthogonalen Kreuzes wurde auch vom Christentum übernommen, so finden wir es z.B. im Südharz bei Quedlinburg unter dem christlichen Namen Questenkreuz.
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(3)   Anmerkung der Redaktion:
Svantovit könnte zwar auch als Wodan gedeutet werden, ist aber mit großer Wahrscheinlichkeit der Ing, dessen Eigenschaften bei der Überfremdung des Yngvinentums durch den aus dem Schwarzmeergebiet kommenden Wodanskult zum Teil dem Wodan zugeordnet worden sind. Svantovits Eigenschaft als Sonnengott, die vier Köpfe für die vier Stationen des Jahrkreises, die Bescherung von Wohlstand, das Pferd u.a.m., aber vor allem das Schwert und die Phallussäule deuten auf den Ing hin. Denn das Schwert ist eines der Hauptsymbole des Ing, der ja deshalb auch als Schwertgott bezeichnet wird (im Kontast zu Wotan, der auch „Speergott” genannt wird).

Richard M. Meyer schreibt zur Unterscheidung zwischen Freyr und Wodan: „Unter seinen Attributen (nämlich denen des Yngvifreyrs  - Anm. d. Red.) ist das älteste eben der Phallus selbst, nachgebildet in den »heiligen weißen Steinen« in norwegischen Distrikten. Aber alt scheint auch das Schwert  - womit meines Erachtents die Identität Freys mit Odin schon ohne weiteres ausgeschlossen ist: der Speergott ist nirgends auch Schwertgott! Dies Schwert schwingt sich (märchenhaft) von selbst, womit wohl nur seine Trefflichkeit ausgedrückt ist. (Im Stil der alten Mythendeutung könnte etwa das automatisch wirkende Gesetz verstanden werden!)” (Richard M. Meyer, Altgermanische Religionsgeschichte, Phaidon Verlag, unveränderter Nachdruck, ohne Jahreszahl, Seiten 198 f.)

Wolfgang Golther schreibt: „Freyr besitzt ein Schwert, das in des Furchtlosen Hand von selber in Schwung gerät, und ein Ross, das mutig die wabernde Lohe durcheilt. Er ist der beste aller kühnen Reiter.” (Wolfgang Golther, Handbuch der germanischen Mythologie, Mundus Verlag 2000, Band 2, Seite 39.)

Es hat sich bei den Kennern der altgermanischen Mythologie eingebürgert, sofort an Wotan und sein Ross Sleipnir zu denken, wenn von einem Gott mit einem Pferd die Rede ist. Im Zusammenhang mit dem Ing denk man meistens an dessen Eber Gullinbursti und nicht an dessen hervorragendes Pferd. So liegt es auch nahe, Svantovit aufgrund seines Pferdes und des Horns der Fülle und Weisheit mit Wotan zu vergleichen, während eine genauere Betrachtung wohl eher auf (einen durch das Horn der Fülle und Weisheit überfremdeten) Yngvifreyr hinweist.
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Copyright © by Michael Pflanz
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Dieses ist ein Artikel der
Weltnetzzeitschrift „Der Lotse”