Liebe Leser!

Es freut mich, Sie zur Februar-Ausgabe 2003 unserer Weltnetzzeitschrift begrüßen zu dürfen. Wie die meisten von Ihnen bemerkt haben, ist unsere Ausgabe, die für den November 2002 geplant war, leider ausgefallen. Dafür gab es mehrere Gründe. Diese Gründe bedingen, daß „Der Lotse” in Zukunft nur halbjährlich erscheinen wird. Jedenfalls wird es von jetzt ab die Regel sein, daß unsere Weltnetzzeitschrift jeweils in den Monaten Februar und August erscheint. Sollten die Umstände es erlauben, so werden wir auch im Mai oder November eine Ausgabe herausbringen; diese werden dann aber sozusagen „Sonderausausgaben” sein!


Unser erster Artikel stammt wieder von Michael Pflanz und beschäftigt sich mit der Geschichte des Landes der Rus. Der Artikel zeigt vor allem an Hand von Auszügen aus alten Chroniken, wie die Rus (Varäger, östlichen Wikinger) zuerst von Nowgorod, dann von Känugard aus, dem heutigen Kiew, ihr Reich auf- und ausbauten. Mit diesem Artikel wollen wir die Aufmerksamkeit unserer geneigten Leserschaft auch auf die eigenartige (oder sogar absurde?) Situation hinweisen, daß heute das eigentliche Kernland Ruslandes (des Landes der Rus) unter dem Namen Ukraine ein von der Russischen Föderation unabhängiger Staat ist. Auf dieses Phänomen gedenken wir in unserer nächsten Ausgabe näher einzugehen. Darauf werde ich am Ende meines Vorwortes noch einmal zurückkomen.


Hatten wir in unserer Ausgust-Ausgabe 2002 das Gedenken an den Beginn des unseeligen deutsch-sowjetischen Krieges im Jahre 1941 zum Anlaß für einen längeren Artikel über die Gedenkstätte-Waldfriedhof Halbe genommen, so drängte sich uns für die jetzt vorliegende Ausgabe selbstverständlich das Gedenken an die Schlacht um Stalingrad vor 60 Jahren auf. Wir wollten allerdings keine allseits bekannten geschichtlichen Tatsachen und Legenden aufwärmen, sondern wir wollten nach vorwärts schauen. Deshalb haben wir uns einmal unter jungen Russen und Deutschen umgehört und dann zwei von diesen jungen Leuten darum gebeten, ihre Ansichten für uns aufzuschreiben. Diese Artikel von der jungen Sankt-Petersburgerin, Natalia Davydova (25 Jahre), und dem jungen Berliner, Peter Bickenbach (29 Jahre), sind vielleicht im Sinnes der statistischen Methodenlehre über repräsentative Umfragen nicht repräsentativ, jedoch im Sinne meiner Erfahrung mit jungen Russen und Deutschen sehr wohl. Und deshalb stimmen mich die gemachten Aussagen der beiden Autoren auch hoffnungsvoll für die Zukunft der deutsch-russischen Beziehungen! Wenn Natalia Davydowa schreibt, daß eines der Probleme russischer Jugendlicher in Bezug auf Deutschland ist, daß sie nicht begreifen können, „warum deutsche Frauen ihrem Äußerem so wenig Aufmerksamkeit schenken”, so kann ich als deutscher Freund und Bewunderer Rußlands nur sagen, mögen dieses auch für die Zukunft die größten Probleme zwischen unseren Völkern und Staaten bleiben!

Wenn Peter Bickenbach schreibt, „Es zeigt sich wiederum, daß eine Konfrotation zwischen Deutschland und Rußland auf die Dauer keinem von beiden nützt, sondern beiden schadet.”, so betont er in seinem Artikel ebenso wie Natalia Davydowa die Sinnlosigkeit einer deutsch-russischen Feindschaft, die zwangsläufig zum Nachteile beider Völker führt. Er versucht aber auch die Schlacht um Stalingrad nicht isoliert sondern im größeren Zusammenhang zu sehen. Ich kann mich täuschen, aber mein Eindruck beim Lesen seines Artikels war und ist, daß er uns gerne noch mehr geschrieben hätte, sich aber angesichts der hierzulande herrschenden „political correctness” (sprich: Gesinnungsterror) doch lieber in seinen Aussagen beschränkte,  - aber vielleicht täusche ich mich darin? Interessant ist auch sein Hinweis auf den „Zauberlehrling-Effekt”, wenn er auf die bolschewistische Revolution eingeht. Was wir Deutsche einmal mit Lenin zu unserem Vorteil in Bewegung gesetzt hatten, kehrte sich unter Stalin gegen uns. Brecht hätte gesagt: „Ja, mach nur einen Plan ... .” Ich würde sagen, wir Menschen denken, doch unsere Götter lenken! Und deren Ratschlüsse sind für uns bekanntlich unergründlich!


Daß am Anfang unserer Artikel über die Gedenkstätten bei Wolgograd das Bild des Stalingrad-Mahnmals der "Trauernden Mutter" steht, ist selbstverständlich kein Zufall. Vielmehr wollen wir damit ganz bewußt auf unseren Artikel über den Kessel von Halbe und die vom „Förderkreis Gedenkstätte Halbe e.V.” dort aufgestellte „Kopie” des Stalingrader Mahnmals bezugnehmen.

Zu den Gedenkstätten in und um Wolgograd hätte sich uns der ausgetretene Pfad angeboten, daß wir den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge um einen Artikel gebeten hätten. Wir sind aber einen anderen Weg gegangen und ich glaube, daß es sich für unsere Leser gelohnt hat.

Sergey Logvinov gibt unseren Lesern einen lebendigen, sehr persönlich gehaltenen Eindruck von den Stalingrad-Gedenkstätten in der Form der Beschreibung seiner Reise mit seinem Freund Gerhard. Aber er geht auch über diese Reisebeschreibung hinaus, wenn er uns auf die Probleme hinweist, die teilweise bei der Einrichtung deutscher Gefallenenfriedhöfe auf russischen Boden auftreten. Das uns der Wunsch des Freundes von Sergey Logvinov zur deutsch-russischen Zusammenarbeit und dessen Hinweis auf Peter den Großen ganz besonders gefallen hat, sieht der Leser an meiner Hervorhebung dieses Teiles des Artikel. Wir hoffen, daß seine Meinung zu Präsident Puten stimmen möge!

Für das Bild des Mahnmals der „Trauernden Mutter” auf dem russischen Gefallenenfriedhof in Rossoschka und die Bilder für den Artikel von Sergey Logvinov danken wir Galina Oreschkina, der Leiterin von Memorial „Rossoschka”, ganz herzlich!

Als etwas ganz Besonderes habe ich den Artikel von Hartmut Zimmermann und Stefan Nowak empfunden. Es ist beeindruckend, was die Mitglieder dieses Vereins leisten, wieviel Menschenliebe und Respekt vor der menschlichen Würde diese Menschen bewegen! Als ich diesen Bericht gelesen habe, kam ich mir doch sehr klein vor und komme es mir auch heute noch.


Wie schon angekündigt, möchte ich hier schon etwas über das geplante Thema unserer nächsten Ausgabe schreiben. Darin wollen wir uns mit der inneren und äußeren Sicherheit der Russischen Föderation beschäftigen. Daß die USA nach dem Zerfall der Sowjetunion alles daran setzen, um zu verhindern, daß Rußland wieder zu einer Weltmacht würde, die mit ihnen konkurrieren könnte, darüber gibt es keinerlei Zweifel (Näheres dazu finden Sie auch im Vorwort zu unserer Ausgabe vom August 2002). Wir wollen analysieren, welche Mittel die USA zur Niederhaltung Rußlands und seiner eventuellen weiteren Zerschlagung einsetzen. So wie z. B. der Afghanistankonflikt seinerzeit den USA als einer der Hebel zur Zerschlagung der UdSSR diente, ist der Konflikt in Tschetschenien, eines der Mittel der USA zur Niederhaltung Rußlands. Die durch diese Instrumentalisierung verursachten Leiden und die Verelendung der Tschetschenen interessieren die US-Oligarchie genau so wenig, wie es sie im Falle Afghanistans interessiert hat. Wenn Sie zu diesem Thema der inneren und äußeren Sicherheit Rußlands etwas in unserer Weltnetzzeitschrift veröffentlichen möchten, so würden wir uns über Ihren Artikel freuen!


Während ich diese Zeilen schreibe, wird überall auf der Welt über die Absicht der USA zu einem erneuten Krieg gegen den Irak diskutiert und es wird wohl leider niemand mehr die in den USA herrschende Oligarchie von diesem Verbrechen abhalten können. Mögen unsere Götter IHRE schützende Hand über die Menschen des Iraks und über die ganze Menschheit halten! Denn in ihrer Hybris meinen die in den USA Herrschenden zwar, sie seien unbesiegbar und hätten alles unter Kontrolle, es könnte aber sein, daß die Ereignisse am WTC nur ein vager Vorgeschmack dessen waren, was noch auf uns zukommen kann. Nicht nur der Kapitalismus ist globalisiert und entterritorialisiert, auch dessen Gegner! Vielleicht ist die Welt, wie wir sie heute kennen, in ein paar Wochen unwiederbringliche Vergangenheit?! Mögen unsere Götter den Unschuldigen gnädig sein!

Einen Sieg hat die US-Oligarchie aber mit ihrer Behauptung, den Irak durch einen Krieg entwaffnen zu müssen, bereits errungen, ohne daß es vielen Menschen aufgefallen wäre: Sie haben Ihre Militärpräsenz in der Ölregion des Nahen und Mittleren Ostens derart ausbauen können, daß dort nichts mehr ohne sie, geschweige denn gegen sie laufen kann. Es wäre eine Illusion, wenn jemand annehmen sollte, daß die USA diese Position der militärischen Stärke in der Region wieder aufgeben würden. Vielmehr muß man dieses im Rahmen der geostrategischen Ziele der USA sehen, wozu auch deren Truppenpräsenz in Afghanistan, Usbekistan (Luftwaffenstützpunkt in Qarshi), Kirgisien (Mana-Airbase) und mit „Militärberatern” in Georgien gehören. Hiermit wären wir aber schon bei dem obengenannten Thema der nächsten Ausgabe des „Lotsen”, der ich hier nicht vorgreifen möchte.

Wir hoffen, daß unsere Weltnetzzeitschrift Ihnen auch diesmal wieder weiteres Wissen über und zu Rußland bringen möge, und werden uns auch weiterhin über jede Stellungnahme zu unseren Artikeln freuen, die Sie, liebe Leser, uns in unser Gästebuch schreiben. Ich verbleibe mit den besten Grüßen

Ihr
Gerhard Noack


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Dieses ist ein Artikel der
Weltnetzzeitschrift „Der Lotse”