DIE TRAUERNDE
„Eine von Kriegsleid gebeugte Mutter weint um Söhne und Väter.
Sie fleht mit der in Ihren gefalteten Händen hängenden Glocke nach Frieden.”
 
Gestiftet vom Förderkreis Gedenkstätte Halbe e.V.
Die Einweihung fand am 22. Juni 2001 im Rahmen einer
Gedenkfeier des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. statt.
Die Statue stellt die Verbindung zwischen dem Soldatenfriedhof ROSSOSCHKA
(Kessel von Stalingrad) und der Kriegsgräberstätte Waldfriedhof HALBE
(Kesselschlacht von Halbe) her.

* * *

 

Zur internationalen Gedenkfeier auf dem Waldfriedhof Halbe am 22.Juni 2001


 
Inhaltsangabe
Vorbemerkung
Rede des Vorsitzenden des Förderkreises Halbe,
Herrn Edwin Rapp, in Halbe am 20. März 2001.
Rede des Vorsitzenden des Förderkreises Halbe,
Herrn Edwin Rapp, in Halbe am 22. Juni 2001.
Ansprache des Präsidenten des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Herrn Karl Wilhelm Lange, zur internationalen Gedenkveranstaltung in Halbe am 22. Juni 2001.
Nachbetrachtungen zur Gedenkfeier auf der Kriegsgräberstätte - Waldfriedhof Halbe am 22. Juni 2001
Zwei Nachbetrachtungen des Vorsitzenden des Förderkreises Gedenkstätte Halbe, Herrn Edwin Rapp
22. Juni 1941 <> 01. Mai 1945 <> 22. Juni 2001
Bericht eines Teilnehmers an der Gedenkfeier
Bericht eines weiteren Teilnehmers an der Gedenkfeier

 

 

Vorbemerkung

Viele Menschen glauben, Soldaten seinen blutrünstige Schlägertypen. die sich täglich neue Kriege wünschen würden. Sicher gibt es auch solche Soldaten, aber sie sind doch, glücklicherweise, die Ausnahme und nicht die Regel. Vielmehr sind gerade Berufssoldaten i.d.R. Menschen, die ihr Volk und ihr Vaterland lieben und sich deshalb für dessen Sicherheit einsetzen möchten. Dabei ist es ihnen meistens am liebsten, wenn die Sicherheit ihres Volkes und ihres Vaterlandes schon alleine durch die Existenz und Schlagkraft der Truppe, also durch Abschreckung, gewährt wird. Daß sie als gute Patrioten auch besonders großes Verständnis dafür haben, daß die Soldaten anderer Länder die gleiche patriotische Einstellung zu deren Volk und Vaterland haben, zeigen mir die Äußerungen und das Verhalten der Mitglieder des „Förderkreis Gedenkstätte HALBE e.V.”. Es ist beeindruckend und höchst erfreulich, wie sich diese deutschen Veteranen der Wehrmacht und der Waffen SS und aktiven Soldaten der Bundeswehr für eine Verständigung mit Rußland und den anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion einsetzen. Ebenso beeindruckend und höchst erfreulich ist die Resonanz, die dieser Einsatz bei ihren ehemaligen Gegnern findet. Ich habe den Eindruck, daß es vielleicht auf dieser Welt besser und friedlicher zuginge, wenn die Politik der Länder von Kriegsveteranen geleitet werden würde anstatt von zivilen Politikern. Denn die Kriegsveteranen kennen die Greuel und unseglichen Leiden der Menschen im Kriege und würden daher wohl viele der Kriege verhindern, die von zivilen Politikern vom Zaune gebrochen werden.

Schon der Leitsatz des Fördervereins,

Versöhnung über den Gräbern < > Bewahret den Frieden!

weist klar in diese Richtung. Noch mehr werden wahrscheinlich auch Sie zu einer ähnlichen Schlußfolgerung kommen wie ich, wenn Sie in den nachfolgend abgedruckten Reden Sätze lesen, wie:

Deshalb empfinde ich es als eine Ehre, daß der Vorsitzende des „Förderkreis Gedenkstätte HALBE e.V.”, Herr Edwin Rapp, der Deutsch-Russischen Freundschaftsgesellschaft „Freiherr vom Stein” die Texte zur Verfügung gestellt hat, die wir hier nachfolgend abdrucken werden. Für das Bild der Statue "DIE TRAUERNDE" bedanken wir uns herzlich bei Herrn Jörg Dodenhöft, Vorstandsmitglied des Förderkreises.

Am 23. Juni 2001 fanden im „Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur” hier in Berlin noch ausführliche Gesprächsrunden zwischen russischen und deutschen Teilnehmern der Gedenkveranstaltung in Halbe statt, bei denen ich auch anwesend war. Es fiel mir nicht nur auf, sondern man konnte das gute gegenseitige Verständnis bei den Teilnehmern geradezu mit den Händen greifen. Es war eine völlig andere Atmosphäre als wir sie sonst von Gedenkveranstaltungen zu den beiden Weltkriegen kennen, in denen wir Deutschen völlig einseitig mit Schuld überhäuft und zu ewiger Buße aufgefordert werden. Kurz gesagt, es war eine Atmosphäre, die vom Wunsche des gegenseitigen Verstehens und der Herausbildung von Freundschaften geprägt war. Es war eine Veranstaltung, die der beiden großen europäischen Kulturvölker würdig war und von der wir unsere russischen Gastgeber in bester Erinnerung behalten werden.

Ganz sicher hat Herr Rapp recht, wenn er am 22. Juni 2001 in Halbe sagte: „Es ist ein bedauerliches menschliches Versagen, wenn einer das politische Problem des Krieges und das menschliche Anliegen der Gefallenenehrung nicht auseinander zu halten vermag. Wir wollen es nicht dramatisieren, aber wir dürfen es auch nicht zulassen, daß man versucht hat, einen der Grundpfeiler unserer ethischen Substanz der Totenehrung zu untergraben.” Während unseren russischen Gästen auf dem Friedhof in Halbe und Gastgebern im Russischen Haus diese Unterscheidung völlig klar war, ist sie leider in Halbe einem deutschen Politiker wieder einmal nicht gelungen, wie auch aus dem letzten der hier abgedruckten Berichte von Veranstaltungsteilnehmern hervorgeht. Es erweist sich, daß die Verständigung mit den meisten unserer ehemaligen russischen Gegner leichter ist als mit vielen unserer eigenen Landsleute, die nach 1945 von den USA umerzogen worden sind.

An dieser Stelle möchte ich auch noch auf die „Aktion Versöhnung” zur Klärung des Schicksals von infolge des Krieges in der ehemaligen Sowjetunion vermißten deutschen Bürgern hinweisen, an der sich auch die Deutsch-Russische Freundschaftsgesellschaft „Freiherr vom Stein” beteiligt. Näheres dazu finden Sie auf unserer Weltnetzseite unter der Adresse:

http://www.drf-freiherr-vom-stein.de

Ich möchte hier auch dem Vorstandsmitglied des Förderkreises, Herrn Jörg Dodenhöft, dafür danken, daß er das Wissen über die „Aktion Versöhnung” sowohl in seinem Verein und auch darüber hinaus aktiv verbreitet hat!
Gerhard Noack

* * *
 Zurück zur Inhaltsangabe

 

 

Rede des Vorsitzenden des Förderkreises Halbe,
Herrn Edwin Rapp, in Halbe am 20. März 2001.

 

Förderkreis Gedenkstätte Halbe e.V.
Tel. 07231/73788  •  Fax 07231/766591  •  Mobil-Tel. 0170/6369491

Versöhnung über den Gräbern
- Bewahret den Frieden -
Geschäftsstelle: Gustav-Streesemann-Straße 20  •  75180 Pforzheim

Mahnung    < >    Gedenken    < >    Versöhnung!

Kriegsgräberstätte Waldfriedhof Halbe !


30.000 Opfer auf der größten Kriegsgräberstätte auf deutschem Boden mahnen für den Frieden.

Versöhnung über den Gräbern  < >  Bewahret den Frieden!

So steht es in der Satzung des Förderkreises Gedenkstätte Halbe e. V. Dieser Kreis wurde im Jahr 1992 von ehemaligen deutschen Soldaten gegründet, welche die letzten Tage des Krieges an der Oder und das furchtbare Gemetzel im Kessel von Halbe hautnah miterlebt haben, darunter auch der Verfasser dieses Berichtes, Edwin Rapp.

Als am 16.April 1945 aus über 15.000 Geschützrohren der Roten Armee morgens um 4.00 Uhr zwischen Küstrin und Spremberg an der Oder die Hölle losbrach, begann die schrecklichste Schlacht des 2. Weltkrieges. Schwerpunkte der Kämpfe waren Küstrin ca. 15.000 Tote auf beiden Seiten < > Seelow nördlich von Frankfurt/Oder ca. 30.000 Tote auf sowjetischer Seite, ca 15.000 Tote auf deutscher Seite < > und in den letzten April Tagen wurden ca. 200.000 deutsche Soldaten und Zivilisten im Raum Königswusterhausen, Teupitz, Baruth, Märkisch Buchholz und Halbe im sogenannten „Kessel von Halbe” eingeschlossen. Man bezeichnet den Kessel von Halbe auch als den „Kessel von Stalingrad auf deutschem Boden”.

Innerhalb weniger Tage verloren in diesem Kessel mehr als 60.000 Soldaten und Zivilisten ihr Leben. Die genaue Zahl wird nie zu ermitteln sein, da unzählige Menschen durch das furchtbare Trommelfeuer zur Unkenntlichkeit zerstückelt wurden. Was den Granaten nicht zum Opfer fiel, wurde zwischen den Panzer - und Fahrzeugkolonnen zermalmt.

Als am 01. Mai 1945 im Kessel von Halbe die Waffen schwiegen, bot sich den Überlebenden ein furchtbares Bild der Zerstörung und Verwüstung. Tausende von Toten und Verwundeten lagen zwischen Fahrzeugen und Tierkadavern, und ein fürchterlicher Gestank von verwesenden Leichen lag in der Luft. Allein in Halbe in der Lindenstraße lagen über 6.000 Tote. Die Überlebenden gingen daran, möglichst schnell die Leichen zu bestatten, diese wurden, wo sie gerade lagen, verscharrt. An eine Identifizierung der Toten dachte niemand.

Deshalb ist es auch heute zu erklären, daß von diesen Toten ca. zwei Drittel als „Namenlos oder Unbekannt” irgendwo am Straßenrand oder auf irgend einem Friedhof verscharrt wurden. Von den Überlebenden des Kessels von Halbe erreichten nur ca. 20.000 die Elbe zu den Amerikanern. Über 100.000 deutsche Soldaten gerieten in sowjetische Gefangenschaft, von denen auch viele die Heimat nicht wiedersahen. Von den Soldaten, welche die Elbe erreichten, wurden über die Hälfte wieder an die Russen ausgeliefert.

Bei der Vielzahl der Toten in Halbe, entschloß man sich im angrenzenden Wald am Ortsrand von Halbe einen Friedhof für die Opfer dieser Kämpfe anzulegen, soweit als möglich auch zu identifizieren und ihnen ihren Namen wiederzugeben. Anfang der fünfziger Jahre begann man damit, auch die in den umliegenden Wäldern und Fluren notdürftig bestatteten Toten auf den Waldfriedhof Halbe umzubetten. Besonders dem Ortspfarrer von Halbe, Ernst Teichmann, ist es zu vedanken, daß die Umbettungen und Identifizierungen weiter vorangetrieben wurden. Ernst Teichmann ist es auch zu verdanken, daß Kontakt zum Roten Kreuz und zum Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge aufgenommen wurde, um von dort wenigstens Hilfe und Unterstützung zu erhalten.

Pfarrer Teichmann war es auch zu verdanken, daß ca. 5.000 Opfer des nahegelegenen NKWD-Internierungslagers Ketschendorf auf den Friedhof Halbe umgebettet wurden.

Nach dem Tod von Pfarrer Teichmann, wurde die Kriegsgräberanlage von der Gemeinde Halbe schlecht und recht gepflegt. Als dann 1990 der Zugang des Friedhofes auch ohne Schwierigkeiten für Besucher aus dem Westen zugänglich war, wurde auch in den alten Bundesländern bekannt, was sich in den letzten Kriegstagen in diesem Gebiet Brandenburgs abgespielt hat. Nun bestand auch die Möglichkeit für die Menschen aus ganz Deutschland, diesen Friedhof zu besuchen und Nachforschungen nach Gefallenen und Vermißten anzustellen, welche evtl. auf diesem oder anderen Friedhöfen in Brandenburg bestattet sind. Leider ist es sehr schwierig, Auskünfte bei den dortigen Behörden zu bekommen, denn vielfach sind Unterlagen bei den Gemeinden nicht mehr vorhanden oder die Herausgabe derselben wird bewußt unterbunden. Auch Auskünfte sonstiger Art sind nur schwer zu erhalten. Lobenswert ist vor allem das Engagement einzelner Bürger in den ehemaligen Kampfgebieten, welche es sich trotz der evtl. von den Behörden zu erwartenden Schwierigkeiten nicht nehmen ließen, über Jahre, ja Jahrzehnte hinweg einzelne Soldatengräber zu betreuen und zu pflegen, und vielfach von „ihrem Soldaten” sprachen.

Auch ehemalige Soldaten, welche an den Kämpfen an der Oder und vor allem im Kessel von Halbe teilgenommen hatten, erinnerten sich nun wieder verstärkt an diese furchtbaren Tage und vor allem an ihre gefallenen Kameraden. Es bestand ja jetzt die Möglichkeit, Nachforschungen über den einen oder anderen Gefallenen anzustellen. Erschüttert war man dann allerdings, als man zum ersten Mal den Friedhof Halbe zu Gesicht bekam, wie ungepflegt und wie zerfallen die Steine mit den Namen der Toten waren. Die Wenigen, die sich zusammenfanden, waren sich einig, daß hier etwas geschehen müsse.

Erschwerend kam noch hinzu, daß man nicht wußte, wo man beginnen sollte, da diese ehemaligen Soldaten aus den alten Bundesländern kamen. Es wurden Anstrengungen unternommen, um möglichst auch Teilnehmer dieser Kämpfe, sowie Zeitzeugen aus den neuen Bundesländern, vor allem aus Brandenburg zu finden, was auch gelungen ist. Es wurden Kontakte zu den Behörden und zum Innenministerium in Potsdam aufgenommen, um für den Förderkreis Gedenkstätte Halbe die Gemeinnützigkeit zu bekommen, was dann auch im Jahr 1997 erreicht wurde. Die ursprüngliche Zahl der Mitglieder stieg von 22 auf inzwischen 168 Mitglieder an, welche auf ganz Deutschland, sowie auf Österreich, Kanada, Amerika und Brasilien verstreut sind.

Als vorrangiges Ziel ist die Schaffung einer würdigen Gedenkstätte für die fast 30.000 Opfer der Kesselschlacht um Halbe. Dazu wurden 1997 vom 1. Vorsitzenden Edwin Rapp Kontakte zum Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge in Kassel geknüpft, um schnellstmöglich zu erreichen, daß die dem Verfall ausgesetzten Steine erneuert werden. Da aber der Volksbund für die Kriegsgräber in Deutschland nicht zuständig ist, war der Förderkreis gezwungen, bei den Behörden des Amtes Schenkenländchen vorstellig zu werden, dem die Betreuung des Friedhofes obliegt, um möglichst über die weitere Gestaltung des Friedhofes zu einer vernünftigen Lösung zu kommen. Dazu wurde der Friedhofsbeirat Halbe gegründet, welchem die stellv. Landesvorsitzende des Volksbundes von Brandenburg, Frau Pastorin Labes, Herr Jörg Albrecht vom Landsratsamt Lübben und Vorsitzender des Kreisverbandes Lübben des Volksbundes, Edwin Rapp, Vorsitzender des Förderkreises Gedenkstätte Halbe e. V., und der Bürgermeister von Halbe angehört. In den letzten zwei Jahren wurde dadurch vieles erreicht, aber nicht das, was man hätte erreichen können, und was man hätte erreichen sollen, denn wir sind es unseren Opfern des Krieges schuldig, ihnen eine würdige Ruhestätte zu geben.

Der Förderkreis Gedenkstätte Halbe, unternahm deshalb 1999 einen neuen Vorstoß beim Volksbund, um evtl. eine Sonderregelung in diesem speziellen Fall bei der Landesregierung in Potsdam zu ereichen. Gleichzeitig nahm der Förderkreis auch Kontakt zum Innenministerium in Potsdam auf und fand bei dem neugewählten Innenminister Jörg Schönbohm ein offenes Ohr.

Anläßlich der Einweihung des Soldatenfriedhofes Rossoschka bei Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad, bekam der Vorsitzende des Förderkreises, Edwin Rapp, Kontakt zu dem inzwischen neugewählten Präsidenten des Volksbundes, Herrn Karl Wilhelm Lange. Bei diesem Gespräch wurde auch über das Thema Halbe gesprochen und dabei wurde die Idee geboren, eine Nachbildung des in Rossoschka stehenden Glockenturms auf der Kriegsgräberstätte Halbe zu erstellen. Diese Idee wurde auch dem Vorsitzenden der russischen Kriegsveteranen von Wolgograd, ehemals Stalingrad, Oberst a.D. Nikolaij Petodow, anläßlich eines Zusammentreffens am Abend vor dem Abflug aus Wolgograd unterbreitet, welcher von dieser Idee begeistert war.

In den folgenden Wochen und Monaten, wurde dieses Projekt weiter vorangetrieben, und die notwendigen Vorbesprechungen mit dem Gestalter dieses Glockenturmes Herrn Tscherbakow aus Wolgograd geführt. Dies war deshalb notwendig, weil die Skulptur in Rossoschka eine starre Glocke trägt.

Für die Kriegsgräberstätte Halbe ist allerdings eine schwingende Glocke vorgesehen. Der Förderkreis ging davon aus, daß die Besucher des Friedhofes die Möglichkeiten haben sollten, zu bestimmten Zeiten das Ertönen der Glocke zu hören, um so inniger der Toten und besonders ihrer Angehörigen zu gedenken.

Der Förderkreis als Auftragsgeber und der Volksbund als ausführendes Organ gingen davon aus, daß nach dem Stand der Verhandlungen mit der Erstellung und Einweihung des Glockenturmes in Halbe zum Jahrestag des Beginns des Krieges mit Rußland am 22.Juni 1941 gerechnet werden könnte. Leider ergaben sich im Februar 2001 gewisse Schwierigkeiten von seiten der Wojennyje Memorialy, dem Partner des Volksbundes in Rußland, genauer gesagt, zwischen dem Vorsitzenden dieser Institution in Moskau und dem Volksbund, welche dieses Projekt zum Scheitern hätte bringen können.

Dank der vorbildlichen Zusammenarbeit zwischen dem Vorsitzenden des Volksbundes, Herrn Karl Wilhelm Lange, dem Vermittler in Wolgograd, Herrn Oberst a.D. Müller, dem Vorsitzenden des Förderkreises Halbe, Edwin Rapp, dem Vorsitzenden des Russischen Veteranenkomitees, Armeegeneral Goworow, sowie dem Vizepräsidenten des Komitees, Nikolai Ouvaiski aus Moskau, dem Vorsitzenden der russischen Kriegsveteranen in Wolgograd, Oberst a.D. Nikolaij Petodow, der Botschaft der Russischen Federation in Berlin, inbesondere des Botschaftsrates Herrn Oleg Ju. Krasnizkij, ist es zu verdanken, daß nach den neuesten Erkenntnissen die Friedensfeier mit der Übergabe des Glockenturmes durch die russischen Kriegsveteranen an den Förderkreis und die deutschen Veteranen, zum vorgesehenen Termin 22. Juni 2001 erfolgen kann.

Weiter wurde von dem Gedanken ausgegangen, mit dieser Nachbildung von Rossoschka auch Angehörigen aus ganz Deutschland die Möglichkeit zu geben, an einem würdigen Ort ihrer gefallenen und vermißten deutschen Soldaten im „Kessel von Stalingrad” zu gedenken.

Dieses symbolische Gedenken sollte deshalb ermöglicht werden, da viele Angehörige nicht die Möglichkeit haben, ihre Toten in den Weiten des ehemaligen Kessels von Stalingrad zu besuchen. Wir wollen mit der Neugestaltung der Kriegsgräberstätte Waldfriedhof Halbe eine Stätte des Gedenkens und des Erinnerns, aber auch eine Stätte der Mahnung schaffen, und unseren nachfolgenden Generationen die Sinnlosigkeit von Kriegen vor Augen führen.

Dieser Glockenturm soll ein sichtbares Zeichen des Erinnerns und ein Ort der Trauer sein, wo die Besucher des Friedhofes im stillen Gedenken verweilen können, und soll gleichzeitig eine Brücke schlagen zwischen den Opfern des Kessels von Stalingrad und den Toten des Kessels von Halbe.

Mit dem 01.01.2001 hat der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge durch Intervention des Förderkreises und durch eine Sonderregelung der brandenburgischen Landeregierung die Betreuung und die Pflege dieser größten Kriegsgräberstätte auf deutschem Boden übernommen.

Unabhängig von dieser Aufgabe, ist die Errichtung einer europäischen Jugendbegegnungs- und Gedenkstätte im kommenden Jahr geplant. Jugendliche aus ganz Europa werden dann die Möglichkeit haben, in Geprächen mit Kriegsveteranen und Zeitzeugen Näheres über die damaligen Ereignisse zu erfahren. Die Anlage wird auch eine Übernachtungsmöglichkeit bieten, wo Jugendlager abgehalten werden, um den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, sich aktiv bei der Pflege der Kriegsgräber zu beteiligen. Besuchern des Friedhofes, welche von weiterher anreisen, wird die Möglichkeit geboten, in der Nähe des Friedhofes zu übernachten.

Sehr geehrte Damen und Herren, wenn Sie diese Zeilen gelesen haben, werden Sie sich sicher fragen, wer finanziert das Ganze. Als wir im Jahre 1992 den Förderkreis gründeten, waren wir uns der Tragweite dieses Vorhabens noch nicht bewußt. Umso erfreulicher ist die Tatsache, daß aus einem einfachen Gedanken eine humane und völkerverbindende Idee geworden ist und auch verwirklicht wurde. Dies war allerdings nur möglich durch die tatkräftige Mitarbeit einiger Kameraden von damals und von Zeitzeugen aus der Gegend um Halbe.

Unzählige Stunden, Tage und Wochen werden dafür geopfert, persönliches Engagement und private finanzielle Opfer der Beteiligten waren notwendig um dies zu erreichen. Alle Kosten werden ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen bestritten.

Alle Überschüsse aus Mitgliedsbeiträgen, sowie Spenden von Mitgliedern, Freunden und Gönnern, werden an eine Stiftung „Glockenturm” bei der Berliner Volksbank, Filiale Halbe überwiesen, denn für die Errichtung des geplanten Glockenturmes auf dem Friedhof Halbe müssen vom Förderkreis ca. 120.000.00 DM aufgebracht werden. Durch die Initative vieler Mitglieder, Vereinen und Verbänden bei Geburtstagen, Hochzeiten, Jubiläen usw. wurden bis Ende Februar über 40.000.00 DM auf das Konto des Förderkeises in Halbe überwiesen. U.a. hat der Verband der Heimkehrer, Kreisverband Pforzheim-Enzkreis, durch Spenden seiner Mitglieder 4.648.00 DM an den Förderkreis überwiesen, 50.000.00 DM werden in den nächsten Wochen von einer Traditionsgemeinschaft dem Projekt Glockenturm zugeführt. Aber immer noch fehlt ein namhafter Betrag, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Die zweckbestimmte Verwendung der Gelder wird durch das zuständige Ministerium überwacht. Spendenbescheinigungen können erstellt werden.

Es geht aber nicht nur um die Errichtung eines Glockenturmes, sondern auch um die Mithilfe bei der Suche nach noch vermißten und gefallenen Opfern des Krieges in Brandenburg, wo nach vorsichtigen Schätzungen noch ca. 20.000 in den Wäldern und Fluren Brandenburgs liegen. In Zusammenarbeit mit dem Volksbund und den Behörden, will der Förderkreis erreichen, daß noch möglichst viele dieser Opfer geborgen und auf der Kriegsgräberstätte Halbe ihre würdige Ruhe finden.

Wir sind es diesen Toten schuldig. < > Wir wollen alle mithelfen, um die letzten unrühmlichen Spuren dieses unseligen Krieges zu beseitigen.

Halbe, den 20. März 2001 Förderkreis Gedenkstätte Halbe e. V.
Edwin Rapp 1. Vorsitzender



 Zurück zur Inhaltsangabe

 

 

 

 

Rede des Vorsitzenden des Förderkreises Halbe,
Herrn Edwin Rapp, in Halbe am 22. Juni 2001.

 

Förderkreis Gedenkstätte Halbe e.V.
Tel. 07231/73788  •  Fax 07231/766591  •  Mobil-Tel. 0170/6369491

Versöhnung über den Gräbern
- Bewahret den Frieden -
Geschäftsstelle: Gustav-Streesemann-Straße 20  •  75180 Pforzheim

 

Gedanken und Worte des Gedenkens zur Feier am 22. Juni 2001 auf der Kriegsgräberstätte - Waldfriedhof Halbe
Von Edwin Rapp, Vorsitzender des Förderkreises Gedenkstätte Halbe e.V.
 

Sehr geehrte Anwesende, sehr geehrte Gäste, liebe Kameraden und liebe Freunde!

Wir stehen hier an den Gräbern von ca. 30.000 Opfern der letzten furchtbaren Kämpfe des Zweiten Weltkrieges. Soldaten, welche mit der Liebe zur Heimat und im ehrlichen Glauben, für eine gerechte Sache zu kämpfen, ihr Leben gegeben haben. Wir stehen aber auch an Gräbern von unschuldigen Opfern dieser Kämpfe, Frauen, Kindern, alten, gebrechlichen Menschen, welche diesem Chaos nicht mehr entfliehen konnten, zwangsverschleppte Zivilisten und Kriegsgefangene verschiedener Länder, und auch der russischen Soldaten, welche in diesem Kessel von Halbe ums Leben kamen. Auch der hier bestatteten Opfer des Internierungslagers Ketschendorf wollen wir heute gedenken.

Für viele steht kein Name auf den, z. T. verwitterten Steinen, aber ihre Seelen suchen die Heimat, suchen ihre Lieben, von denen sie ein grausames Schicksal hinweggerissen hat. Darum wollen wir aus unserem Erlebnis des Krieges und der Kameradschaft es als unseren Auftrag betrachten, den Toten, welche hier ruhen, im Schoß der Heimat eine Stätte einzuräumen, wo sie symbolisch eine Heimkehr finden sollen. Für die Angehörigen wird diese Gedenkstätte ein Ort der Andacht und der Besinnung. Über Generationen soll hier der Toten - Totenruhm bewahrt bleiben.

Gerade weil wir, die noch Lebenden des letzten Krieges wissen, was die Menschen in der Heimat und an den Fronten Übermenschliches ertragen mußten, können wir auf dekorative Äußerlichkeiten verzichten. Für uns bleibt die wesentliche Aufgabe dieser Gedenkstätte, Heimat der Verlorenen zu sein, Zufluchtstätte der Mütter, Frauen, Angehörigen und Kameraden in ihrer Trauer und beschwörendes Mahnmal des grausamen Krieges.

Während die traditionellen Repräsentationsaufgaben an Bedeutung verlieren, wachsen nunmehr der Gedenkstätte Aufgaben zu, die zur Verinnerlichung zwingen. Es stellt unser eigenes Schicksal im symbolhaften Hintergrund dar, vor dem sich das weltumspannende Anliegen eines Wiederstandes gegen jede Art von Unfreiheit und Unmenschlichkeit abzeichnet. Die hier ruhenden Toten sind die stärksten Eidhelfer gegen den Krieg. Ihr lebendiger Geist ist wichtiger, als alle steinernen Schönheiten von Gedenkstätten. Man wird sich früher oder später doch dazu bequemen müssen, den mahnenden Ruf dieser Opfer und unserer Kameraden zu hören, die nicht in Trauer resignieren, sondern die Wahrheit über den Krieg sagen wollen. Und die Wahrheit ist der bittere Tod auf dem Schlachtfeld, überstrahlt von dem einzigen Positivum des Krieges, - der Kameradschaft und der Toleranz.

Es ist ein bedauerliches menschliches Versagen, wenn einer das politische Problem des Krieges und das menschliche Anliegen der Gefallenenehrung nicht auseinander zu halten vermag. Wir wollen es nicht dramatisieren, aber wir dürfen es auch nicht zulassen, daß man versucht hat, einen der Grundpfeiler unserer ethischen Substanz der Totenehrung zu untergraben.

Der Toten - Totenruhm, auch einer siegreichen Armee, ist eine beschwörende Mahnung. Wer es nicht erlebt hat, es wird über seine Kräfte gehen, das, in seiner tiefen Einfachheit halber zu begreifen.

Aber wir, die wir es erlebt haben, <> Uns ist die Ehrfurcht vor dem gefallenen Gegner so selbstverständlich geblieben, <> wie jenes Würgen im Hals, wenn das Lied


„Ich hatt' einen Kameraden” !

erklingt.

Kriegsgräberstätte Waldfriedhof Halbe,
am 22. Juni 2001
Förderkreis Gedenkstätte
Halbe e.V.



 Zurück zur Inhaltsangabe

 

 

 

 

 

Ansprache des Präsidenten des
Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge,
Herrn Karl Wilhelm Lange, am 22. Juni 2001
zur internationalen Gedenkveranstaltung
zum 60. Jahrestag des Kriegsbeginns gegen die Sowjetunion,
zum 50-jährigen Bestehen des Waldfriedhofes Halbe
und zur Übernahme der Kriegsgräberstätte in die Pflege des Volksbundes

 

Liebe Freunde, Kameraden, Veteranen und Angehörige,

die Soldatenfriedhöfe und die Gedenkstätten in unseren Ländern gleichen aufgeschlagenen großen Geschichtsbüchern. Wer sie besucht, um der Toten zu gedenken, wer an die Gräber herantritt und auf den Grabsteinen die Namen der Gefallenen liest, wer ihren Geburts-, ihren Sterbetag und ihre Jugend oder ihr Alter erkennt, wer an den Massengräbern steht, in denen viele Tausende unbekannte Opfer des Krieges ruhen, wer die Tränen und die Trauer der Angehörigen und der Kameraden miterlebt, der begreift etwas von der Tragödie, in die der Krieg unsere Völker hineingerissen hat, der lernt über den Krieg und seine Folgen auch nach 60 Jahren mehr, als ihm die bloße Lektüre eines Geschichtsbuches jemals vermitteln kann. Darum sind die Soldatenfriedhöfe und Gedenkstätten unserer Länder Orte des Gedenkens und der Trauer, Orte der Erinnerung aber vor allem auch Orte zum Lernen, Orte, die uns zur Verantwortung mahnen für den Frieden in unserer Zeit und zur Versöhnung über den Gräbern.

Darum haben wir uns heute am 60. Jahrestag des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion am Waldfriedhof in Halbe versammelt, um gemeinsam zu trauern, um uns gemeinsam zu erinnern, um gemeinsam zu lernen und um zugleich ein neues glücklicheres Kapitel im großen unvollendeten Geschichtsbuch unserer Völker aufzuschlagen.

Die Geschichte des Waldfriedhofs Halbe beginnt mit der Kesselschlacht von Halbe wenige Wochen vor der deutschen Kapitulation mit ihren vielen Zehntausenden Opfern, deutschen Soldaten, sowjetischen Staatsangehörigen, Zwangsarbeitern, Flüchtlingen aus den schlesischen und ostpreußischen Trecks, Volkssturmmännern, Frauen und Kindern. Sie umschließt die ersten Jahre der Nachkriegszeit unter sowjetischer Besatzung, die Entscheidung der Regierung der DDR, auf Drängen der evangelischen Kirche diesen zentralen Friedhof für die Opfer der Schlacht von Halbe zu schaffen, die Zeit der deutschen Teilung mit dem unermüdlichen Ringen von Pfarrer Ernst Teichmann um die Pflege des Friedhofes, seine Suche nach den Opfern, ihre Identifizierung und seine Sorge um ein Grab für sie und für ein würdiges Gedenken. Sie erinnert uns auch an die glückliche Vereinigung unseres Vaterlandes und an den Beginn der Arbeit des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge hier in Halbe und im Lande Brandenburg.

Wegen dieser historischen Bedeutung des Waldfriedhofes Halbe für Deutschland übernimmt der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge den Waldfriedhof vom Amt Schenkenländchen in seine direkte Obhut und in seine Pflege. Wir wollen hier eine internationale Begegnungsstätte errichten als Treffpunkt junger Menschen aus unseren Ländern. Denn die Jugendarbeit des Volksbundes beginnt immer an den Gräbern der Gefallenen, und die Pflege der russischen und der deutschen Soldatenfriedhöfe bleibt eine zentrale Aufgabe unserer Jugendarbeit.

Hier übergeben uns am heutigen Tage russische und deutsche Veteranen "Die Trauernde", eine Skulptur des russischen Bildhauers Sergej Alexandrowitsch Tscherbakow. Sie wird in Zukunft ihren Platz im Zentrum des Waldfriedhofes finden. Ihr Original steht auf dem russischen Soldatenfriedhof Rossoschka bei Wolgograd. Dort haben vor zwei Jahren bei der Übergabe des deutschen Soldatenfriedhofes die Veteranen Oberst Nikolaj Stepanowitsch Fedotow, der vor 60 Jahren in Berlin kämpfte, Oberst Nikolai Uwaiski und der Vorsitzende des Förderkreises Halbe, Edwin Rapp, die sich damals beide als junge Soldaten bei Halbe als Feinde gegenüberstanden und sich jetzt als Freunde wieder begegnen, den Plan gefaßt, diese Plastik als Symbol gemeinsamer Trauer für den Waldfriedhof in Halbe neu zu schaffen.

Die Mittel für die Plastik haben deutsche Veteranen und die Mitglieder des "Förderkreises Halbe" unter Vorsitz von Edwin Rapp gesammelt, und der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge hat die Organisation übernommen.

Doch im Gegensatz zu Rossoschka wird die Glocke, die "Die Trauernde" in ihren Händen hält, nicht stumm bleiben. Sergej Alexandrowitsch Tscherbakow hat sie auf unsere Bitte als Stundenglocke geschaffen. Sie wird hier in Halbe zum erstenmal erklingen, wenn wir die Kränze zum Gedenken an alle Opfer des Krieges niederlegen. Veteranen aus unseren Ländern, einst Feinde und heute Kameraden und Freunde werden sie läuten und ihr Klang wird die Botschaft dieses Tages weitertragen zu den russischen und den deutschen Soldatenfriedhöfen in Brandenburg und in Berlin, in Rußland, in der Ukraine, in Belarus, in Ost- und Westeuropa.

Von Halbe aus soll mit ihrem Klang an diesem denkwürdigen Tag, der uns an den Beginn dieses schrecklichen Krieges vor 60 Jahren und zugleich an sein furchtbares Ende erinnert, die Botschaft vom Frieden, von unserem Willen zur Versöhnung und zu guter Nachbarschaft ausgehen. In diesem Geist haben wir uns hier heute eingefunden. In diesem Geist und mit diesem Willen wollen wir das neue Kapitel im großen unvollendeten Buch der Geschichte unserer Völker heute beginnen und zu einem guten Ende führen.



 Zurück zur Inhaltsangabe

 

 

 

 

 

Nachbetrachtungen zur Gedenkfeier auf der
Kriegsgräberstätte - Waldfriedhof HALBE am 22. Juni 2001

 

Zwei Nachbetrachtungen des Vorsitzenden des
Förderkreises Gedenkstätte Halbe, Herrn Edwin Rapp

 

Förderkreis Gedenkstätte Halbe e.V.
Tel. 07231/73788  •  Fax 07231/766591  •  Mobil-Tel. 0170/6369491

Versöhnung über den Gräbern
- Bewahret den Frieden -
Geschäftsstelle: Gustav-Streesemann-Straße 20  •  75180 Pforzheim

Blitz - Donner und Regen konnten am 22. Juni 2001 ca. 4.000 Teilnehmer an der Gedenkfeier auf der Kriegsgräberstätte Waldfriedhof HALBE nicht davon abhalten, der Opfer der Kesselschlacht um Halbe, ihrer gefallenen Kameraden und Angehörigen, welche in den letzten Apriltagen 1945 ums Leben kamen, zu gedenken. Wenn auch im Vorfeld dieser Feier in den Medien der 22. Juni 1941, der Tag an dem der Überfall auf die damalige Sowjetunion begann, hervorgehoben wurde, so richtete sich das Augenmerk der Teilnehmer an dieser Feier auf das Gedenken an die Toten dieser furchtbaren Ereignisse im April 1945 in und um Halbe. Aus ganz Deutschland, sowie aus einigen europäischen Ländern kamen ehemalige Kriegsteilnehmer, welche an diesen Kämpfen teilgenommen hatten, sowie Angehörige von Soldaten, welche im Kessel von HALBE gefallen oder vermißt sind. Auf Einladung des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge waren auch ehemalige Soldaten und Veteranen aus der ehemaligen Sowjetunion zugegen, einige davon waren an den Kämpfen um HALBE beteiligt, so der Vizepräsident der Russischen Kriegsveteranen, Nikolai Uwaiski, aus Moskau, welcher unmittelbar im Kessel von Halbe als Leutnant und Dolmetscher eingesetzt war.

Durch die Initiative des FÖRDERKREISES GEDENKSTÄTTE HALBE e.V. wurde in Zusammenarbeit und mit großzügiger Unterstützung des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge in Rußland die Skulptur eines Glockenturmes an den Bildhauer Sergej Tscherbakow in Auftrag gegeben. Dies wurde allerdings nur möglich, weil durch den Förderkreis Spenden bei allen möglichen Anlässen in ganz Deutschland  - nach dem bisherigen Stand über DM 100.000,00 aufgebracht und gesammelt wurden. Ohne diese Spenden wäre das Projekt „Glockenturm” nicht zu verwirklichen gewesen.

Das Original steht auf der Kriegsgräberstätte Rossoschka bei Wolgograd  - dem ehemaligen Stalingrad. Der Gedanke der Initiatoren war von Anfang an, den Turm in HALBE mit einer schwingenden Glocke zu versehen - in Rossoschka ist die Glocke starr -, um so eine Verbindung dieser beiden Kessel des Krieges symbolisch herzustellen. Beabsichtigt war vom Förderkreis und vom Volksbund die Übergabe und Einweihung dieses Glockenturmes in HALBE auf den 22. Juni 2001, dem Jahrestag der Wiederkehr des Überfalls Hitlers auf die damalige Sowjetunion vor 60 Jahren, um so ein Zeichen zu setzen, für die Versöhnung der ehemals verfeindeten Soldaten nach dem Motto des Förderkreises:

Versöhnung über den Gräbern <> Bewahret den Frieden !

Zum Feiern war, wie aus einigen Zeitungen zu lesen war, den Teilnehmern auf dem Friedhof HALBE nicht zumute, denn sie gedachten der fast 30.000 Toten, welche auf dieser Kriegsgräberstätte ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Die Entfesselung eines Krieges ist nach unserer Ansicht, für uns Deutsche kein Grund zu feiern. Vielmehr wollen wir mit unserer Versöhnungsaktion KRIEGSGRÄBERSTÄTTE - WALDFRIEDHOF HALBE mit dazu beitragen, den Toten und Gefallenen der Kriege unsere Ehrfurcht und Achtung zu erweisen und den Angehörigen dieser Toten unser Mitgefühl zu zeigen. Aber nicht nur wir vom Förderkreis sind dazu aufgerufen, alles in unserer Macht zu tun, mitzuhelfen, um den Toten des Krieges eine würdige Ruhestätte zu schaffen und so den Frieden bei uns und in der gesamten Welt zu sichern, alle sind gefordert nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln.

Die KRIEGSGRÄBERSTÄTTE - WALDFRIEDHOF HALBE ist dem Förderkreis Verpflichtung auch weiterhin alles in seiner Kraft stehende zu tun, um das in seiner Satzung niedergeschriebene Ziel zu verwirklichen.

Halbe/Pforzheim, den 28. Juni 2001 Förderkreis Gedenkstätte
Halbe e.V.
Mitglieder und Vorstand

gez. Unterschrift
Edwin Rapp
1. Vorsitzender

* * *

 

Von der Kriegsgräberstiftung „Wenn alle Brüder schweigen” wurden diesem Konto DM 50.000.00 überwiesen.

Dadurch konnte nun dem Volksbund der Auftrag gegeben werden, den gewünschten Glockenturm durch den russischen Bildhauer Sergej Alexandrowitsch Tscherbakow anfertigen zu lassen. Zwischen dem Präsidenten des Volksbundes, Karl Wilhelm Lange, und dem Vorsitzenden des Förderkreises, Edwin Rapp, wurde vereinbart, die Übergabe und Einweihung dieser Skulptur "DIE TRAUERNDE" auf den bewußten Termin 22. Juni 2001 festzulegen, als Zeichen der Versöhnung zwischen ehemaligen Feinden, doch gab es einige Wiederstände von seiten der Wojennyje Memorialy in Moskau, welche durch die zähen Verhandlungen von Herrn Lange, Oberst Müller und Herrn Wehmeyer in Moskau beseitigt wurden, so daß die Einweihung wie geplant am 22.06.2001 auf dem Friedhof Halbe erfolgen konnte.

Der Glockenturm symbolisiert eine trauernde, von Leid geprüfte und gebeugte Mutter, die händeringend eine Glocke über dem Kopf hält. Mit dieser Glocke soll an die Sinnlosigkeit von Kriegen erinnert und die nachfolgenden Generationen gemahnt werden, den Frieden zu bewahren, nach dem Motto des FÖRDERKREISES GEDENKSTÄTTE HALBE e.V.

Versöhnung über den Gräbern - bewahret den Frieden.

Der Förderkreis ist von dem Gedanken ausgegangen, eine Beziehung zum Soldatenfriedhof ROSSOSCHKA herzustellen, und so den Angehörigen der Gefallenen des Kessels von Stalingrad und des Kessels von Halbe durch das Läuten der Glocke von Halbe eine gedenkende Verbindung zwischen den Toten von Stalingrad und Halbe zu ermöglichen. Viele Angehörige sind heute nicht mehr in der Lage ins ferne Rußland nach Stalingrad oder sonst wohin zu reisen. In Gedanken können sie dann beim Besuch der Kriegsgräberstätte HALBE, verbunden mit dieser GLOCKE von HALBE, bei ihren Toten und Vermißten in den Weiten Rußlands sein.

Wenn wir vom Förderkreis am Ende dieser Zeilen den Wunsch aussprechen möchten, so tun wir dies im Gedanken, die Toten und Vermißten des letzten Krieges und vorallem die Toten des Kessels von HALBE nicht zu vergessen. Wir werden weiterhin  - auch nach dem 22. Juni 2001 -  unsere Arbeit für die Kriegsgräberstätte HALBE fortsetzen und alles GEGEN DAS VERGESSEN tun. Genau so wie die über 4.000 Menschen,  < > so viele waren es < >   , welche an diesem Tag auf dem Friedhof aller Opfer der Schlacht um Halbe gedacht haben, und nicht wie in der MÄRKISCHEN ALLGEMEINEN vom 23.06.2001 zu lesen war:

3.000 Menschen gedenken des Überfalls auf die Sowjetunion.

An diesem Tag haben die Teilnehmer an dieser Feier ausschließlich an die Opfer, welche auf dem Friedhof HALBE bestattet sind, gedacht, gleich welcher Nationalität sie angehörten.

Halbe/Pforzheim, den 28. Juni 2001 Förderkreis Gedenkstätte Halbe e. V.
Edwin Rapp 1. Vorsitzender



 Zurück zur Inhaltsangabe

 

 

 

 

 

22. Juni 1941 <> 01. Mai 1945 <> 22. Juni 2001

Kriegsgräberstätte - Waldfriedhof Brückenkopf der Versöhnung!

60 Jahre liegen zwischen dem 22. Juni 1941 und dem 22. Juni 2001, und dazwischen einer der größten Vernichtungsschlachten des zweiten Weltkrieges auf deutschem Boden, die Kesselschlacht bei HALBE in Brandenburg.

An diesem 22. Juni 1941 trat der Zweite Weltkrieg mit dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion in eine nicht vorhersehbare, aber alles entscheidende Phase, die mit der Zerschlagung und Teilung Deutschlands endete.

Am 23. April 1945 schlossen sowjetische Truppen den Kessel im Gebiet um HALBE - LÜBBEN - TEUPITZ - MÄRKISCH BUCHHOLZ. Etwa 200.000 deutsche Soldaten der 9. Armee und der 4. Panzer Armee, sowie eine nicht bekannte Anzahl von Zivilpersonen gerieten in das Vernichtungsfeuer der weit überlegenen sowjetischen Truppen.

Diesem Inferno konnten nur wenige entkommen, ein kleiner Teil der deutschen Soldaten konnte ausbrechen, die meisten fanden den Tod, oder gerieten in sowjetische Gefangenschaft. Erschütternde Berichte der Überlebenden gaben das Grauen wieder, das am 01. Mai 1945 sein Ende fand. Über 40.000 Tote, auch Frauen und Kinder blieben unbestattet auf den Feldern und in den Wäldern zurück. Später wurden sie provisorisch an Ort und Stelle begraben, ohne daß ihre Identität festgestellt und festgehalten wurde.

Es sollten noch 6 Jahre vergehen bis durch die hartnäckigen Bemühungen des Pfarrers Ernst Teichmann, trotz Wiederstands der Behörden, die Registrierung der Gräber, die Bergung und Bestattung der Kriegstoten auf dem Waldfriedhof Halbe, südöstlich von Berlin, beginnen konnte.

Pfarrer Teichmann ist es zu verdanken, daß dieser Friedhof heute existiert und über 5.000 der 28.000 Opfer aus der Kesselschlacht von Halbe, wieder ihren Namen erhielten.

Als dann 1952 bei Ketschendorf die Massengräber des sowjetischen Geheimdienstes NKWD gefunden wurden, war es wiederum Pfarrer Ernst Teichmann, der dafür sorgte, daß auch diese Mordopfer im nahegelegenen HALBE eine würdige letzte Ruhestätte fanden. Nach Schätzungen liegt diese Zahl bei 6.000.

Doch auf dem Friedhof HALBE sind auch ausländische Internierte, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene bestattet, sodaß man den Friedhof als internationale Kriegsgräberstätte bezeichnen darf, allerdings sind auf dieser Kriegsgräberstätte auch sehr viele Gefallene der ehemaligen Waffen-SS bestattet, was vielen Verantwortlichen ein Dorn im Auge ist. Der Friedhof liegt im Zuständigkeitsbereich der Gemeinde HALBE, bzw. des Landes Brandenburg. Der Zustand des Friedhofes ließ sehr zu wünschen übrig, was ehemalige Teilnehmer der Kesselschlacht von Halbe und Zeitzeugen veranlaßte den Förderkreis Gedenkstätte Halbe e.V. zu gründen, um hier Abhilfe zu schaffen. Zusammen mit dem Volksbundmitarbeiter Karl Mohr aus Karlsruhe, und dem heutigen 1. Vorsitzenden des Förderkreises, Edwin Rapp, aus Pforzheim, wurden im Herbst 1997 in Kassel Gespräche mit dem stellvertretenden Generalsekretär des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Bernhard Hanse, aufgenommen.

Diesem Gespräch wohnten auch Herr Döring und Herr Wehmeyer vom Volksbund und Helmut Schwarz vom Förderkreis bei. Bei diesem Gespräch wurde die Bitte an den Volksbund herangetragen, den Waldfriedhof HALBE in die Obhut des Volksbundes zu nehmen. Als Begründung führte Edwin Rapp u.a. an:

Der Vorsitzende des Förderkreises wurde beauftragt, erste Gespräche mit den Behörden des Amtes Schenkenländchen zu führen und diese Vorstellungen auch dem inzwischen gegründeten Friedhofsbeirat zu unterbreiten.

Es sollten noch drei Jahre zähen Verhandelns zwischen Förderkreis, Volksbund und den Behörden vergehen, bis am 01.01.2001 die Kriegsgräberstätte - Waldfriedhof HALBE in die Obhut des Volksbundes übertragen wurde. Nun besteht die Möglichkeit, was auch in der Ansprache des Kulturministers von Brandenburg, Herrn Steffen Reiche, zum Ausdruck kam, die geplante Gedenk- und Begegnungsstätte HALBE zu verwirklichen.

Im Mai 1999 kam es während der Einweihung des Soldatenfriedhofes ROSSOSCHKA zu einer denkwürdigen Begegnung zwischen dem Präsidenten des Volksbundes, Karl Wilhelm Lange, dem Präsidenten der Stalingrader Kriegsveteranen, Oberst a.D. Nikolaij Fedotow, und Edwin Rapp vom Förderkreis Gedenkstätte Halbe. Der Glockenturm auf der Kriegsgräberstätte ROSSOSCHKA inspirierte die Beteiligten so sehr, daß spontan der Gedanke kam, ein Duplikat dieser Skulptur von ROSSOSCHKA in HALBE zu errichten. Dieser Gedanke fand eine lebhafte Zustimmung, sowohl bei den russischen Veteranen, bei Präsident Lange vom Volksbund, als auch bei Edwin Rapp vom Förderkreis.

Anläßlich der Jahreshauptversammlung des Förderkreises im Oktober 1999, wurde der einstimmige Beschluß gefaßt, eine Stiftung „GLOCKENTURM KRIEGSGRÄBERSTÄTTE HALBE” ins Leben zu rufen und die Finanzierung dieser Skulptur durch Spenden zu sichern.

Bei allen möglichen Anlässen wurden durch Mitglieder, Freunde und Gönner in den letzten beiden Jahren über DM 100.000,00 gesammelt und auf das Spendenkonto bei der Berliner Volksbank in Halbe überwiesen. Angefangen von einem Betrag von DM 3,00 (einer Schülerin), einem Betrag von DM 20,00 (einer 95-jährigen Frau), bis zu Einzelspenden von DM 1.000,00, über DM 6.000.00 eines Kreisverbandes der Heimkehrer aus Baden-Württemberg und anläßlich eines Todesfalles anstelle von Blumen über DM 8.000,00 Spenden.



 Zurück zur Inhaltsangabe

 

 

 

 

 

Bericht eines Teilnehmers an der Gedenkfeier

Der 22. Juni 2001 war ein besonderer Tag. Zum 60. Mal jährte sich der Beginn des Krieges mit der Sowjetunion. In den Ländern der ehemaligen UdSSR wurde er mit Stolz und gleichzeitig mit Trauer begangen. Im Osten besinnt man sich der Würde der Millionen Opfer, die die Zeit der Gewalt für die eigenen Völker gebracht hat. An die Kriegerdenkmale strömt die Bevölkerung, Schulkinder ehren die Veteranen und legen Blumen an den Gräbern und Denkmalen ihrer nicht mehr heimgekehrten Landsleute nieder. Wir Deutsche haben eine Menge zu lernen von dem Respekt und der Ehre, die man den eigenen Toten zollt!



 Zurück zur Inhaltsangabe

 

 

 

 

 

Bericht vom 05.07.2001 eines weiteren Teilnehmers an der Gedenkfeier

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und der Förderkreis Gedenkstätte HALBE e.V. hatten für den 22.Juni 2001 nach Halbe im Südosten von Berlin eingeladen. Hier fand in den letzten Kriegstagen eine der letzten Schlachten des Zweiten Weltkrieges statt. Die Reste der 9. Armee wurden von zahlenmäßig weit überlegenen sowjetischen Truppen eingekesselt und man versuchte dennoch der Umklammerung nach dem in deren Gedankenwelt „rettenden Westen” zu entkommen. Nach vorsichtigen Schätzungen gelang es einem Drittel der etwa 150.000 eingeschlossenen Deutsche, Soldaten und Flüchtlingen, nicht, ihr Leben zu retten.

Im Jahre 1951 gestattete es die Regierung der jungen DDR, dem unermüdlichen Pfarrer Ernst Teichmann (1906 - 1983) in Halbe einen Zentralfriedhof für die deutschen Opfer jener Katastrophe anzulegen. Ministerpräsident Stolpe bezeichnet den Pfarrer zu Recht als „unbequemen Mahner für einen menschenwürdigen Umgang mit den Kriegstoten und ihren Angehörigen”. In den Jahren bis heute konnten auf dem etwa 400 x 220 m großen Areal in einem fast idyllisch wirkenden Nadelbaumwald nahezu 22.300 Gefallene und 6.000 im sowjetischen Speziallager Ketschendorf ums Leben gebrachten Deutsche ihre letzte, schlichte doch würdige Ruhestätte finden. Daß Bund und Land nur wenig daran interessiert sind, die noch unbestatteten Toten zu bergen, zu identifizieren und würdig zu begraben, daß man Organisationen daran hindert, diese humanitäre Pflicht zu erfüllen, soll an dieser Stelle nicht Thema weiterer Erörterungen sein (Hervorhebung durch die Redaktion.).

Es ist dem Vorsitzenden des Förderkreises Gedenkstätte Halbe e.V., dem Pforzheimer Weltkriegsveteranen Edwin Rapp, zu verdanken, daß er das humanitäre Vermächtnis von Pfarrer Ernst Teichmann mit Leben erfüllt. Rapp war Soldat, er kennt die Leiden des Krieges und ihm fällt es leichter, mit den Kameraden auf der anderen Seite Frieden zu schließen und Versöhnung zu leben, als einem von Ideologie angesteckten Politiker. Seit 1994 kümmert er sich um den Waldfriedhof Halbe. 1998 hatte er in Moskau seinen früheren Verhöroffizier, Oberst Nikolai Ouvaiski, wiedergetroffen, der auch Rapps Verwundung nach der Gefangennahme bei Halbe verbunden und betreut hatte. Edwin Rapp war es auch, der die Idee hatte, einen Abguß von der Steinskulptur mit Glocke auf dem vom Volksbund in Wolgograd 1999 eingeweihten sowjetischen Soldatenfriedhof, gegenüber dem der deutschen Soldaten, allerdings stumm ist. Die Replik sollte nun tönend als Symbol der leidtragenden Kriegsgeneration für den Erhalt des Friedens den nachfolgenden Generationen als Vermächtnis übergeben werden und stündlich läuten. Der Förderkreis unter Edwin Rapp sammelte im Laufe der letzten beiden Jahre dafür über DM 100.000.00. Zum 50. Jahrestag des Bestehens des Waldfriedhofes Halbe übergab Edwin Rapp die Nachbildung des Glockenturmes und die Kriegsgräberstätte Waldfriedhof Halbe zusammen mit russischen Kriegsveteranen in Anwesenheit von über 4.000 Zeugen in die Obhut des Volksbundes. Dieser wird in Zukunft diese Stätte pflegen,und wie die Soldatenfriedhöfe in Niederbronn (Elsaß), Lommel (Belgien) und Ysselstejn (Niederlande) im Ausland zur Jugendbegegnungsstätte ausbauen.

Nach würdigen Worten der Begrüßung seitens des Präsidenten des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Regierungspräsident a.D. Karl Wilhelm Lange, folgte u.a. die Ansprache des Botschafters der Russischen Förderation in Deutschland, S.E. Sergej B. Krylow. Der Botschafter verstand es, versöhnliche Worte zu finden und seine Rede wurde mit großem Beifall bedacht. Er erwähnte unter dem im Wind flatternden Fahnen Deutschlands, der Russischen Föderation, von Belarus, der Ukraine und des Volksbundes, daß kein Opfer vergessen werden möge, und daß es tröstlich ist zu wissen, daß Feinde von einst nun als Freunde miteinander stehen. (Hervorhebung durch die Redaktion.)

Das Gegenstück zu der Rede des Botschafters waren leider die als Gedenkrede angekündigten Worte des Brandenburgischen Bildungsministers Steffen Reiche (SPD ) in Vertretung des sich anderweitig aufhaltenden Ministerpräsidenten Manfred Stolpe. Der Minister begann seine Ansprache in Russisch. Daß er den, während des Krieges umgekommenen Zwangs- bzw. Fremdarbeitern seine Referenz erwies, wurde dankbar aufgenommen. Was er mit Kriegsbund Deutsche Volksfürsorge meinte, blieb der Redner den Zuhörern schuldig. Steffen Reiche sprach  - wohl der historischen Fakten bewußt unkundig tuend -  von einem „Überfall” der Deutschen Wehrmacht auf die UdSSR. Diesen antifaschistischen Kampfbegriff hatte Botschafter Krylow bewußt ad acta gelegt; dessen Worte waren nicht im Stil der Aufrechnung und der Vergrößerung eines Grabens zwischen unseren Nationen gewählt. Der Botschafter sprach nicht wie Minister Reiche von Schuld, die wir Deutschen täglich aufs Neue abzutragen hätten. Der Botschafter gedachte der gefallenen Soldaten, wohingegen der Minister diese nicht einmal mit einem Wort erwähnte! Worum es bei der Gedenkfeier am 22. Juni 2001 in Halbe ging, schien der deutsche Volksvertreter nicht begreifen zu wollen, Frieden und Versöhnung stehen über parteipolitischen Zwecken! Der Himmel war wohl auch verstimmt über die unversöhnlichen und von Schuld und Sühne handelnden Worte des Politikers. Hierauf begann es wolkenbruchartig zu regnen. Soldatische Organisationen und Traditionsverbände, Botschaften und Behörden legten am Ehrenmal ihre Kränze nieder.

Die Geistlichkeit, darunter auch orthodoxe Vertreter, wie der Erzbischof Feofan und der stellvertretende Patriarch aus Moskau, feierten eine ökumenische Andacht. Deutsche, russische und Teilnehmer anderer europäischer Nationen bewegten sich im friedlichen Miteinander zwischen den Gräbern und unter den Nadelbäumen. Während von seiten der deutschen Veteranen Edwin Rapp, der Vorsitzende des Förderkreises, und von russischer Seite Nikolai Ouvaiski, Oberst a.D.aus Moskau, Nikolai Fedotow, Oberst a.D. aus Wolgograd, und der Schöpfer der Skulptur "Die Trauernde", Tscherbakow, die Glocke zum ersten Male zu läuten begannen, legten die Besucher des Friedhofes weiße Nelken auf die Einzelgräber der Toten. Ein Meer von Blumen befand sich in trostreichem Gedenken auf den Massengräbern.

 Zurück zur Inhaltsangabe


Copyright © by „Förderkreis Gedenkstätte HALBE e.V.”
Alle Rechte vorbehalten.

Dieses ist ein Artikel der
Weltnetzzeitschrift „Der Lotse”