Foto: Galina Oreschkina | |
"DIE TRAUERNDE MUTTER" |
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Das Mahnmal gegen Kriege auf dem Friedhof für die sowjetischen Gefallenen in der Schlacht um Stalingrad, in Rossoschka bei Wolgograd |
* * *
60 Jahre nach der Schlacht um Stalingrad
- Gedenkstätten
Deutscher Soldatenfriedhof bei Stalingrad
- drei Jahre nach der Einweihung.
von Sergey Logvinov
Mindestens einmal im Jahr
Blick in den russischen Gefallenenfriedhof bei Rossoschka |
Foto: Galina Oreschkina |
Gerhard habe ich vor einem Jahr kennengelernt. Als ich ihm mitteilte, daß ich aus dem ehemaligen Stalingrad komme, merkte ich, wie diese Nachricht ein reges Interesse bei ihm auslöste. Ich fragte, ob er schon einmal die Stadt besucht hat. Ich nicht, - folgte die Antwort. - aber mein Großvater. Er hat mir davon was erzählt. Gerhard hat osteuropäische Geschichte studiert und seit langer Zeit hatte er den Wunsch, Wolgograd irgendwann zu besuchen. Bald haben wir uns entschieden, für eine Woche dorthin zu fahren.
Das ganze Bild der Stadt ist stark
Deutsche Jugendliche als ehrenamtliche Helfer des Volksbundes
Deutsche Kriegsgräberführsorge auf dem russischen Gefallenen- friedhof bei Rossoschka |
Foto: Galina Oreschkina |
Es war nicht leicht,
Ein schlichtes Kreuz in der schier endlo-
sen Weite der südrussischen Steppe weist bei Rossoschka auf den Friedhof für die in der Schlacht um Stalingrad gefallenen Deutschen hin. |
Foto: Galina Oreschkina |
Gegenüber der kreisförmigen Anlage, auf der anderen Seite der Straße, befindet sich ein russischer Friedhof, wo die auf den ehemaligen Schlachtfeldern neulich gefundenen Gebeine von 3.000 russischen Soldaten liegen. Wie damals vor 60 Jahren liegen die deutschen und russischen Soldaten sich gegenüber. Beider Seiten wird gedacht und nicht auch noch nach dem Tode in Gut und Schlecht unterschieden, meint Gerhard.
Das Projekt Deutscher Friedhof Rossoschka entstand 1992, kurz nach dem Abschluß des deutsch-russischen Kriegsgräberabkommens mit Rußland vom 16.12.1992 (der erste Vertrag dieser Art zwischen Deutschland und Rußland), und wurde vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zusammen mit dem Verband für Internationale Zusammenarbeit bei der Pflege von Soldatengedenkstätten von der russischen Seite geleitet. Nach der Einweihung im Jahre 1999 organisiert der Volksbund Pflegearbeiten und den Einsatz von Freiwilligen am Friedhof.
Bei der Durchführung
Teil der kreisrunden Mauer mit den Namenstafeln, die den
deutschen Gefallenenfriedhof umgiebt, von außen gesehen. |
Foto: Galina Oreschkina |
Die Einweihung von Rossoschka
Deutsche Freiwillige bei der Arbeit auf dem deutschen
Gefallenenfriedhof bei Rossoschka. |
Foto: Galina Oreschkina |
Freiwillige des Volkbundes kommen regelmässig nach Wolgograd und üben Pflegearbeiten am Friedhof aus. Die großen Rasenflächen werden gemäht, Dehnungsfugen mit Silikon neu ausgefüllt, die nicht mehr standsicheren Granitgedenktafeln fixiert. Gerhard hat sich jedoch gewundert, daß dort kein Besucherbuch ausgelegt war, wo man seine unmittelbaren Eindrücke festhalten könnte und auch nachzuvollziehen wäre, wieviele Menschen den Friedhof besuchen. Ich hätte erwartet, außer uns noch jemanden anzutreffen.
Für mich ist Stalingrad eine Mahnung daran, daß es für Deutsche wie Russen notwendig ist, zusammenzuarbeiten und nicht gegeneinander - sagt Gerhard. Und dann fügt er hinzu: Peter I. hat das gut verstanden und entsprechend gehandelt, und Putin auch. Ich glaube, daß unsere Nationen sich gut verstehen können, sogar für eine Zusammenarbeit bestimmt sind, und gemeinsam eine gute Zukunft gestalten können. (Hervorhebung durch die Redaktion)
Marburg, im Dezember 2002 | Sergey Logvinov
Tutor für Russisch |
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Stalingrad heute
- mit dem VBGO auf Spurensuche
von Hartmut Zimmermann und Stefan Nowack
Flughafen Köln, 9. Juni 2001, 18 Uhr - etwas abseits der normalen Flugplatzhektik trifft sich eine kleine Gruppe. Bekannte Gesichter begrüßen sich mit großem Hallo, neue Teilnehmer treten erwartungsvoll dazu. Ihr Reisegepäck sieht etwas seltsam aus und zieht die Blicke vorbeigehender Passanten an. Kein Koffer ist zu sehen, nur prallgefüllte Seesäcke und unförmige Taschen, aus denen, gut verschnürt, Spatenstiele und Suchstangen ragen.
Auch beim Einchecken skeptische Blicke, aber kurze Zeit später nimmt die seltsame Reisegruppe in einer alten TU 134 Platz. Dann steigt das betagte Fluggerät mit der seltsamen Reisegruppe in den Kölner Abendhimmel. Ihr Ziel ist eine Stadt an der Wolga - Stalingrad!
Fünf Stunden später beginnt der Landeanflug. Unter uns ein Lichtermeer, dessen Silhouette sich in der breiten Wolga spiegelt. Im Morgenlicht sind militärgeschichtlich interessante Orte wie der Wolgabogen bei Beketowka, der Mamai-Hügel, die ehemalige Höhe 102, die Zariza-Schlucht, die Industriewerke Roter Oktober und das Traktorenwerk gut zu erkennen.
Wie gebannt kleben die Gesichter an den Fensterscheiben, bis das Flugzeug auf dem ehemaligen Militärflugplatz Gumrak, dem heutigen internationalen Flughafen Wolgograds, landet. Nach den auch hier skeptischen Blicken bei der Zollabfertigung treffen wir uns am Ausgang des Flughafengebäudes, wo wir schon von den Mitgliedern der russischen Suchgruppe erwartet werden.
Wir, das sind zwölf von 120 Mitgliedern des Vereins zur Bergung Gefallener in Osteuropa e.V. (VBGO), die wie jedes Jahr ihren Urlaub geopfert haben, um auf eigene Kosten nach Stalingrad zu fliegen, um gemeinsam mit der russischen Suchgruppe Poisk nach vermißten deutschen und russischen Soldaten zu suchen (Hervorhebungen durch die Redaktion). Wie immer sind wir ein zusammengewürfelter Haufen aus ganz Deutschland. Neben den Suchgruppenleitern Hartmut Zimmermann aus Berlin und Stefan Nowack aus Thale waren dies unser alljährlicher Verpflegungsoffizier Alois Bauer (67 Jahre!) aus Überherm und unser unermüdlicher pensionierter Bergmann Helmut Wolf (64 Jahre) aus Schwalbach, der so manchen jungen Teilnehmer in Erstaunen versetzt, wieviel Kubikmeter Erde man im Laufe eines Tages bewegen kann. Des weiteren waren mit dabei Klaus Peter Delitzscher aus Straußberg, Uwe Noack aus Berlin, Günter Thielemann aus Übach-Palenberg, Siegfried Hübner aus Thale, Klaus Metzler aus Hann.-Münden, Harald Ebert aus Altenburg und unser französisches Vereinsmitglied (Hervorhebung durch die Redaktion) Jean-Loup Cassend aus Ivry Sur Seine (Frankreich).
Nach einer
Die Überreste eines von der Wehrmacht
benutzten Citroën-PKWs werden gefunden. |
Unsere Fahrt führt uns vorbei am Dorf Rossoschka und am deutschen Soldatenfriedhof, auf dem zur Zeit ca. 30 000 deutsche Soldaten ihre letzte Ruhe gefunden haben. Es wird plötzlich seltsam still in unserem Fahrzeug und die Blicke kleben wie gebannt am großen Kreuz des Friedhofes.
Gegen Mittag erreichen wir die Gegend um das ehem. Dorf Novo-Alekseevskij, das bis zum 10. Januar 1943 Kesselfront war. Bis zum Abend errichten wir das Zeltlager, das für die nächsten 13 Tage unser Zuhause sein wird.
Nach der ersten Nacht im Zelt beginnen wir am nächsten Morgen voller Tatendrang, die nähere Umgebung zu erkunden. Nicht weit vom Lager entfernt, werden die Überreste eines französischen Pkw Citoën gefunden. Ein Beutefahrzeug aus Frankreich, bei dem man in deutscher Gründlichkeit nicht vergessen hat, die originalen französischen Typenschilder mit einem deutschen Abnahmestempel zu versehen.
Nach der ersten Erkundung
Eine deutsche Erkennungsmarke wird
gefunden, wieder kann ein Vermißten- schicksal geklärt werden. |
Noch bevor wir die Arbeit am Rossoschka-Fluß beendet haben, berichten uns Mitglieder der russischen Suchgruppe von einer Stelle in der Nähe des Dorfes Rossoschka. Nach Berichten von Einheimischen sollen hier viele Knochen offen umherliegen. Nach einer ersten Ortsbesichtigung bestätigt sich die Aussage der Anwohner. Die angegebene Stelle ist nicht weit vom Dorf entfernt, direkt an der Straße nach Wolgograd. Der deutsche Soldatenfriedhof Rossoschka ist in Sichtweite, das Hochkreuz des Friedhofes ist gut zu erkennen.
Aufgegrabene Unterstände
Nur wenige Zentimeter unter den Steppengräsern liegen die Gebeine
deutscher und sowjetischer Soldaten, - ein Mahnmal gegen den Krieg! |
Wir machen uns alsbald an die Arbeit, aber als Erstes werden die umherliegenden Gebeine eingesammelt. Anschließend durchsuchen wir den Erdaushub der geplünderten Grabanlagen. Zum Glück arbeiten die russischen Plünderer nicht mit deutscher Gründlichkeit und so können wir im Erdaushub noch zahlreiche Gebeine und auch Erkennungsmarken finden.
Fünf Tage arbeiten wir in glühender Hitze am Dorf Rossoschka, aber letztlich können dort 32 deutsche Soldaten und zahlreiche Erkennungsmarken geborgen werden. Das Hochkreuz des deutschen Soldatenfriedhofs ist in Sichtweite, für uns keine weite Entfernung, aber für die hier Gefallenen ein unendlich weiter Weg bis zu einer würdigen Ruhestätte nach 58 Jahren.
Nach der Beendigung der Arbeiten
Von 103 geborgenen deutschen Solda-
ten trugen 51 noch ihre Erkennungs- marken, so daß ihre Identität nach nun- mehr 58 Jahren geklärt werden kann. |
Trotzdem sind wir mit unserem diesjährigen Suchergebnis sehr zufrieden. 103 deutsche Soldaten konnten geborgen werden, 51 von ihnen trugen noch ihre Erkennungsmarken, so daß ihre Identität nach nunmehr 58 Jahren geklärt werden kann. Alle zusammen werden sie eine würdige Ruhestätte auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Rossoschka finden.
Während unserer Suchaktion konnten durch die russische Suchgruppe und unsere Teilnehmer ebenfalls 14 gefallene russische Soldaten geborgen werden (Hervorhebungen durch die Redaktion). Auch für sie gibt es eine würdige Ruhestätte auf dem russischen Soldatenfriedhof.
Nach der
Kränzeniederlegung für die deutschen und sowjetischen Gefal-
lenen am Mahnmal der Trauernden Mutter in Rossoschka durch die Mitglieder der Suchgruppe des VBGO. |
Gegen Mittag des 23.6.2001 brechen wir unser Zeltlager ab. Die Rückfahrt führt uns noch einmal vorbei am deutschen und russischen Soldatenfriedhof und es wird wieder seltsam still in unserem Fahrzeug. Zufrieden und ein wenig stolz denken wir daran, daß nun wieder einige Namen auf die Gedenktafeln des Friedhofes geschrieben werden können. Wieder einige Quadratzentimeter mehr, auf dem großen Gedenkstein der Geschichte, auf dem wenigstens ihre Namen stehen!
Ein Jahr wird vergehen, bis wir wieder mit unserem privaten Urlaub und auf eigene Kosten nach Rußland fliegen, um unsere Arbeit fortzusetzen, denn es gibt leider noch viel zu tun.
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Der Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa e.V. (V.B.G.O) stellt sich vor:
Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa e.V. (V.B.G.O.)
1992 - 2002 10 Jahre VBGO e.V. |
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Bericht über die Ergebnisse der Suchreisen des VBGO:
Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa e.V. (V.B.G.O.)
1992 - 2002 10 Jahre VBGO e.V. |
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Ergebnisse der VBGO Suchreisen
Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa e.V. - Amtsgericht Saarlouis VR 1056 - Geschäftsführer: Albrecht Laue, Ehrenbergstraße 57- 22767 Harnburg Sitz des Vereins: V.B.G.O.-Geschäftsstelle, Ehrenbergstraße 57 - 22767 Harnburg - Bankverbindung: SPK Gießen, Blz 51350025, Kto. 259006009
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Dieses ist ein Artikel der
Weltnetzzeitschrift Der Lotse